Neues Album „Filter“

Tim Bendzko: Kein Druck, die Welt zu retten

Musik
23.10.2019 07:00

„Jetzt bin ich ja hier. Alles neu, alles neu“: Mit diesen Textzeilen startet Tim Bendzko in sein neues Album „Filter“. Und in der Tat: Auch wenn nicht alles neu wirkt in den 13 Songs - der deutsche Popsänger kommt insgesamt frischer und besser gelaunt daher als auf den Vorgängerplatten.

(Bild: kmm)

Das dritte Album des Berliner Musikers schaffte es vor drei Jahren erneut auf Platz eins der deutschen Charts, sorgte aber auch für Spott. So machte sich die Komikerin Carolin Kebekus über ihrer Meinung nach weinerliche Textzeilen wie „Ich bin doch keine Maschine“ lustig. „Nach dem Durchhören der letzten Platte hatten vermutlich viele das Gefühl, mich in den Arm nehmen zu müssen“, sagt Bendzko selbst im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. „Ich wollte diesmal, dass das Album etwas mehr nach vorne geht und etwas positiver ist.“

Wider die Kritik
Herausgekommen ist eine Bendzko-Platte mit Balladen, aber auch ungewöhnlich vielen Up-Tempo-Nummern wie „Willkommen in meiner neuen Welt“ oder „Nie mehr zurück“. Ein Auslöser von außen, wie etwa der bissige Kebekus-Kommentar, sei nicht der Grund für die Neuausrichtung gewesen. Die Kritik hatte Bendzko damals ohnehin mit Humor genommen - und stand wenige Monate später mit der Moderatorin für ein Duett auf der Bühne.

„Man sollte sich nicht verändern, nur um sich mal zu verändern. Das muss beim Songwriting einfach passieren“, erklärt der 34-Jährige. Die ersten Lieder, die er für das neue Album schrieb, hätten die Richtung vorgegeben. Der Motivationssong „Hoch“ handelt davon - es geht darum, sich kurz vor dem Aufgeben nochmal zu überwinden. Das Gefühl kennt der Marathonläufer, der sich privat ständig neuen Herausforderungen stellt, nur zu gut. Derzeit versucht Bendzko zum Beispiel, ohne Zucker auszukommen - auch wenn das nicht immer klappe. Außerdem habe er sich nach einer Australien-Reise in diesem Jahr vorgenommen, sich weniger Stress zu machen. Das sei ihm bisher „ganz gut gelungen“.

Nichts zu verlieren
Die australische Gelassenheit drückt sich auch im Song „Nie mehr zurück“ aus, in dem Bendzko davon singt, sich ständig neue Reize zu setzen und nicht zu sehr am Altbekannten zu hängen. „Und sollte das ein Fehler sein, reiht er sich bei all den anderen ein. Ich setz‘ alles aufs Spiel, denn ich hab‘ nichts zu verlieren.“

Mit seinem vierten Album hat Bendzko - zehn Jahre nach seiner Entdeckung durch die Söhne Mannheims und acht nach seinem Durchbruch mit dem Platin-Hit „Nur noch kurz die Welt retten“ - sicher nichts zu verlieren. Er liefert wie gewohnt eingängigen und teils nachdenklichen Pop, mit dem er bei seiner Zielgruppe nichts aufs Spiel setzen dürfte. Auch wenn die Songs diesmal eben besser gelaunt und kürzer daherkommen. „Wenn etwas textlich und musikalisch fertig erzählt ist, dann ist es auch gut. Dann ist der Song halt nur zwei Minuten lang“, sagt der in Ost-Berlin geborene Sänger dazu. Der Trend geht in Zeiten des Audiostreamings ohnehin zur Kürze.

Leben als Prominenz
Zu den nachdenklichen Höhepunkten des Albums gehört etwa die Ballade „Leise“, in der Bendzko über das Leben als Prominenter abseits der Scheinwerfer singt. Oder „Nicht genug“, ein Duett mit dem Rapper Kool Savas. Dort kritisiert der Popmusiker die Rastlosigkeit der Gesellschaft, die durch die sozialen Netzwerke noch befeuert werde. Er bemerke diese Tendenz auch bei sich. „Ich darf total absurde Sachen erleben und überlege mir direkt, was ich als Nächstes machen möchte. Aber das kann ja nur in die Hose gehen. Irgendwann geht es halt nicht mehr höher, schneller, weiter.“

Für Bendzko geht es nun erstmal wieder weit nach oben in die Charts, soviel dürfte sicher sein. Im Frühjahr 2020 ist er dann auf großer Tournee, die ihn am 24. Mai auch in den Wiener Gasometer führt. Und wer weiß: Vielleicht steht ja auch wieder ein Auftritt mit Carolin Kebekus an. Der rheinischen Komikerin dürfte die Berliner Gute-Laune-Maschine Bendzko auf jeden Fall besser gefallen als noch vor drei Jahren. Karten für die Wien-Show gibt es unter www.oeticket.com

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