Nordsyrien-Offensive
Trump in Brief an Erdogan: „Seien Sie kein Narr!“
US-Präsident Donald Trump hat den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan in der vergangenen Woche in einem eigenwilligen Brief zu einer friedlichen Lösung im Nordsyrien-Konflikt aufgerufen. Der US-Sender Fox News veröffentlichte am Mittwoch (Ortszeit) eine Kopie des Schreibens, das auch andere US-Medien für echt erklärten. US-Vizepräsident Mike Pence und Außenminister Mike Pompeo wollen am Donnerstag in Ankara zwischen der Türkei und Kurdenmilizen vermitteln, auch ein Treffen mit Erdogan ist geplant.
Erdogan könne auf positive Weise in die Geschichte eingehen, wenn er in dem Konflikt richtig und menschlich handle. Andernfalls werde er als Teufel in die Geschichte eingehen. „Seien Sie kein harter Kerl. Seien Sie kein Narr!“, appellierte Trump an seinen türkischen Amtskollegen. Der Brief endet mit den Worten: „Ich werde Sie später anrufen.“
Datiert ist der Brief auf den 9. Oktober - also jenen Tag, an dem die Türkei mit ihrer hoch umstrittenen Militäroffensive gegen Kurdenmilizen in Nordsyrien begann. Trump ermahnte Erdogan darin auch, dieser wolle sicher nicht für den Tod Tausender Menschen verantwortlich sein. Andernfalls werde die US-Regierung die türkische Wirtschaft zerstören. Die kurdische Seite sei zu Verhandlungen bereit, schrieb Trump demnach weiter. „Sie können ein großartiges Abkommen schließen.“
Trump immer mehr unter Druck
Trump ist seit Tagen massiver Kritik - auch und gerade aus den Reihen seiner Republikaner - ausgesetzt, er habe mit dem Abzug amerikanischer Soldaten aus Nordsyrien überhaupt erst den Weg für Erdogans umstrittene Militäroffensive geebnet. Trump weist die Vorwürfe zurück und argumentiert, er wolle die US-Soldaten aus den „endlosen Kriegen“ zurückholen. In einer Pressekonferenz am Mittwoch hatte Trump den Brief an Erdogan selbst erwähnt und betont, er habe der Türkei keineswegs grünes Licht für die Militäraktion gegeben, sondern Erdogan vielmehr eine harte Ansage gemacht.
Die Führungsfiguren von Demokraten und Republikanern im Kongress waren am Mittwoch mit Trump im Weißen Haus zusammengekommen, um über den Konflikt in Nordsyrien zu reden. Das Treffen endete unversöhnlich. Die Demokraten brachen das Gespräch vorzeitig ab und begründeten dies damit, dass Trump die Vorsitzende des Repräsentantenhauses, die Demokratin Nancy Pelosi, beleidigt und respektlos behandelt habe. Außerdem habe Trump keinerlei Pläne präsentiert, wie er ein Wiedererstarken der Terrormiliz Islamischer Staat in Syrien verhindern wolle.
Erdogan will mit „Terroristen“ nicht verhandeln
Die Amerikaner wollen eine Waffenruhe in dem Konflikt erreichen. Die Chancen, damit bei der türkischen Regierung weiterzukommen, dürften jedoch gering sein. Erdogan hatte in der Nacht auf Mittwoch bereits klargestellt, dass ein Waffenstillstand nicht infrage komme, solange das von ihm ausgerufene Ziel nicht erreicht sei: Die Türkei will entlang der syrisch-türkischen Grenze eine sogenannte Sicherheitszone einrichten und die Kurdenmilizen vertreiben, die dort ein großes Gebiet kontrollieren. Erdogan schloss am Mittwoch außerdem Verhandlungen mit der Gegenseite aus. Es gebe Anführer, die vermitteln wollten, aber die Türkei setze sich nicht mit „Terroristen“ an einen Tisch, sagte er.
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