Gefängnis gestürmt
IS befreit „Familien“ aus kurdischer Haft
„Kein IS-Kämpfer kann den Nordosten Syriens verlassen!“ Dieses Versprechen hat der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan vor wenigen Tagen gemacht. Doch mit jedem weiteren Tag, den die Offensive seiner Armee gegen die kurdischen Volksverteidigungseinheiten (YPG) andauert, wächst weltweit die Sorge, dass dieses Versprechen nicht gehalten werden kann. Bereits vor Tagen wurden erfolgreiche Ausbrüche von inhaftierten Kämpfern der Terrormiliz Islamischer Staat und ihrer Angehöriger aus kurdischen Gefängnissen vermeldet. Am Donnerstag vermeldete der IS die „Befreiung“ mehrerer Frauen und weiterer „Familienmitglieder“ in der Nähe der ehemaligen „Kalifats“-Hauptstadt Rakka.
Westlich von Rakka sei ein Hauptquartier kurdischer Sicherheitskräfte gestürmt worden. Das Ziel der erfolgreichen Mission sei die Befreiung „entführter muslimischer Frauen“ gewesen. Dabei sollen auch mehrere kurdische Wachen getötet worden sein. Ob es Frauen von Kämpfern oder IS-Mitglieder waren, ist noch unklar. Seit Beginn der türkischen Offensive in Nordsyrien besteht international die Sorge, dass die Tausenden inhaftierten IS-Anhänger in kurdischer Haft die Chance zur Flucht nutzen.
Kurden setzen Kampf gegen IS aus
Aufgrund der Kampfhandlungen zwischen der türkischen Armee bzw. mit ihr verbündeter arabischer Milizen und den Syrischen Demokratischen Kräften (einer Allianz zwischen Kurden und arabischen Stämmen, die sich im Zuge der Befreiung von der IS-Herrschaft in den vergangenen Jahren den Kurden angeschlossen haben) sahen sich die Kurden gezwungen, ihren Kampf gegen den IS einzustellen. „Wir haben all unsere Aktivitäten gegen den IS eingefroren“, sagte SDF-Chef Maslum Abdi am Mittwoch dem kurdischen Fernsehsender Ronahi.
Erdogan will nicht mit „Terrororganisation“ verhandeln
US-Vizepräsident Mike Pence und US-Außenminister Mike Pompeo flogen am Donnerstag nach Ankara, um sich für eine Waffenruhe in Nordsyrien einzusetzen. Sie wollen in Gesprächen mit Präsident Recep Tayyip Erdogan einen Stopp der türkischen Militäroffensive erreichen. „Unsere Mission ist es, zu sehen, ob wir eine Waffenruhe erreichen können, ob wir verhandeln können“, sagte Pompeo vor dem Abflug. Allerdings hat Erdogan am Mittwoch bereits einen Stopp der Offensive ausgeschlossen, bevor die YPG ihre Kämpfer aus der geplanten „Sicherheitszone“ an der türkischen Grenze abgezogen hat. Auch schloss er aus, sich mit der „Terrororganisation“ an einen Tisch zu setzen.
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