Österreich-Rekord an Strafen: Zuerst werden verhüllte Urlauber freundlich verwarnt, es gibt im Salzburger Bezirk Zell am See aber schon 365 Organmandate im Jahr 2019. Viele Einheimische sind beim Dauerbrenner Araber mehr als genervt.
Der Herbst bringt mit allen seinen Farbschattierungen wieder mehr Ruhe ans Ufer des Zeller Sees: Vereinzelt verirren sich aber immer noch arabische Gäste nach „Selamse“. Die Frauen verhüllt, die Männer meist modern gekleidet mit markanten Sonnenbrillen. „Im Herbst sind es vor allem die Honeymooner“, erzählt ein Einheimischer. Offiziell wollen die wenigsten etwas über die Gästeschicht, die seit Jahren polarisiert, sagen. „Es ist für mich einfach nicht relevant“, meint eine Hotelierin verärgert.
Verhüllungs-Verbot mit den meisten Strafen
Gesetz ist seit 2017, dass niemand sein Gesicht komplett bedecken darf: Und dabei führt Zell am See wieder einmal eine Statistik über arabische Urlauber an. „2019 gab es von Jänner bis jetzt im Bezirk 365 Organmandate“, berichtet Erich Herzog vom Bezirkspolizeikommando. Die Polizisten betonen aber, dass es bei den Kontrollen noch nie gröbere Konflikte gab. Sie verwarnen zuerst einmal, höflich aber bestimmt. Die meisten seien dann auch einsichtig. Nur einmal sei eine Frau in Tränen ausgebrochen. Einzelfälle, die irritieren ...
Bei arabischen Paaren oder ganzen Familienverbänden kommunizieren meistens die Männer. Empfindlich kann die Exekutive schon einmal reagieren, wenn die Frauen hinter der nächsten Hausecke ihr Gesicht wieder bedecken. Dann hagelt es Strafen in der Höhe von 50 Euro.
Neben der Polizei zeigt sich auch die neue Zeller Stadtwache regelmäßig zu Fuß im Zentrum: 235 Burka-Organmandate stellten allein sie heuer schon aus.
Ob sich das Stadtbild durch das Burka-Verbot verändert hat? Das glauben die wenigsten. „Sie tragen jetzt eben diese Masken“, erzählt eine Kaffeehaus-Besucherin und meint damit den Mundschutz, der auch im asiatischen Raum beliebt ist. Vollverschleierung – bei der Burka haben Trägerinnen zusätzlich noch ein Gitter vor den Augen – ist bei Urlauberinnen selten. Der „Nikab“ (verdeckt ebenso das gesamte Gesicht) ist verbreiteter. Moderne, meist jüngere Araberinnen verhüllen aber nur noch ihr Haar mit dem sogenannten „Hidschab“.
Wenn auch die Gäste-Zahlen leicht zurückgehen, vertreiben lassen sich die Araber vom Burka-Verbot nicht. „Der Großteil kommt bei uns im Sommer aus arabischen Ländern“, meint ein Rezeptionist im Aparthotel „Alpen Parks“. Die Gäste-Schicht aus der Wüste ist mittlerweile bunt: „Sie bleiben von einer Nacht bis zu 40 Nächten.“ Der Urlaubstraum von Europa in wenigen Tagen wird oft zur Urlaubs-Hektik.
Und bei der Polizei klingt durch, dass die Disziplin im Verkehr mehr Sorgen bereitet als die Burka. Kindersitze sind für die meisten immer noch ein Fremdwort.
Bürgermeister: „Annäherung der Kulturen“
Stadtchef Andreas Wimmreuter will über arabische Gäste weder klagen noch schwärmen. Er ortet im Interview eine Annäherung der Kulturen.
„Krone“: Herr Bürgermeister, vertreibt das Burka-Verbot wichtige Gäste aus Zell am See?
Andreas Wimmreuter: Das glaube ich nicht. Die meisten Urlaubsgäste sind gut darüber informiert und stellen sich auch darauf ein.
Polarisieren Araber in Zell am See immer noch? Im Stadtbild gibt es ja zum Beispiel auch einige arabische Läden und Schriftzüge auf Geschäften.
Darüber will ich eigentlich nichts sagen. Es wurde schon zu viel berichtet. Wir haben vereinbart, keine Interviews mehr zu geben. Generell glaube ich schon, dass es in den letzten Jahren eine Annäherung der Kulturen gab. Man kann diese Gäste auch freundlich auf etwas hinweisen.
Auch die Stadtwache führt Kontrollen durch - in einem angemessen Maß?
Unsere neue Stadtwache bestehend aus fünf Polizisten leistet für Zell am See sehr gute Arbeit. Sie haben mir geschildert, dass die Kontrollen friedlich ablaufen und die Gäste auch anstandslos die 50 Euro bezahlen.
Um welche Bereiche kümmern sich die Stadtpolizisten noch?
Da gibt es einiges: Die Parkflächen zum Beispiel. Und es kommt ein weiterer großer Bereich dazu: Im neuen Jahr werden wir verstärkt illegale Zweitwohnsitze oder touristische Verdachtsfälle kontrollieren. Das ist für die Entwicklung der Stadt weit wichtiger.
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