Brief von Familie
Jetzt melden sich „Brüder und Schwestern“ zu Wort
Nach der Festnahme des Vaters der isolierten Familie auf einem Bauernhof in den Niederlanden hat sich nun unerwartet dessen Familie zu Wort gemeldet. Das Schreiben, das von „Brüdern, Schwestern und einem Sohn“ des kranken Gerrit-Jan van D. (67) stammen soll, ging an mehrere Medien und bestätigt die Geschichte der seit neun Jahren verschwundenen sechs Kinder und ihres Vaters.
„Die Familie hat die Ereignisse in Ruinerwold mit Bestürzung zur Kenntnis genommen“, lauten die ersten Worte der Mitteilung an die Öffentlichkeit. Gerrit-Jan van D. habe bereits in den 1980er-Jahren alle Verbindungen zu seiner Familie abgebrochen. „Er hat uns geraten, keinen Versuch zu unternehmen, seinen Wohnort zu finden“, so die Familie in dem Brief.
Vor etwa acht Jahren seien drei der Kinder aus der Reihenhaussiedlung in Hasselt geflohen und haben Verwandte wie Großeltern, Onkel und Tanten kontaktiert. Bis zu diesem Zeitpunkt habe die Familie nichts von der Existenz anderer Kinder gewusst.
Das Schreiben, das unter anderem auf der Webseite des „Dagblad van het Noorden“ veröffentlicht worden ist, enthält auch die Bitte, die Privatsphäre zu respektieren. Den verschwundenen Kinder werde nun geholfen.
Verdacht der Freiheitsberaubung, Misshandlung und Geldwäsche
Im Fall der isolierten Familie hat die Staatsanwaltschaft am Freitag mitgeteilt, dass sie nun alleinig für Kommunikation zuständig ist. Am Donnerstag waren über den Österreicher Josef B. (58) die U-Haft verhängt und auch der 67-jährige Vater festgenommen worden. Es besteht jeweils der Verdacht der Freiheitsberaubung, der Misshandlung und Geldwäsche.
Weiterhin offene Fragen
Bei den sechs jungen Erwachsenen, die möglicherweise neun Jahre gegen ihren Willen auf dem Bauerhof in der niederländischen Provinz Drenthe festgehalten worden sind, handelt es sich um vier Frauen und zwei Männer im Alter von 18 bis 25 Jahren. Das berichtete die stellvertretende Polizeichefin in Drenthe, Janny Knol, im niederländischen Fernsehen. Sie hätten gegenüber der Polizei angegeben, dass der 67-Jährige ihr Vater sei. Sowohl das Alter wie auch die Vaterschaft sind aber noch Gegenstand der Ermittlungen. Es gebe keinen Eintrag im Geburtenregister, der die Altersangaben bestätigen würde.
Josef B. wanderte 2010 in die Niederlande aus
Was den verdächtigen Österreicher Josef B. betrifft, so hält das österreichische Bundeskriminalamt den Kontakt mit den niederländischen Behörden aufrecht. Aus datenschutzrechtlichen Gründen werde es gegenüber den Medien aber keine weitere Informationen über das Vorleben des 58-jährigen Verdächtigen geben, sagte Sprecher Vincent Kriegs-Au am Freitag.
Am Donnerstag hatte es vom Landeskriminalamt Oberösterreich geheißen, dass der Verdächtige in der Ortschaft Waldhausen im Bezirk Perg geboren wurde. Er habe ein kleines Bauernhaus in Pabneukirchen geerbt und 1983 verkauft, dann soll er nach Wien übersiedelt sein. Laut APA-Recherchen ist der Mann dann aber wieder nach Oberösterreich zurückgezogen und lebte offiziell bis 2010 rund zehn Jahre wieder in einer Marktgemeinde im Bezirk Perg, dann folgte die endgültige Auswanderung in die Niederlande.
Vater war Sekte bekannt
Zu möglichen religiösen Hintergründen der Causa schrieb die Vereinigungskirche in Österreich, die auch unter dem Namen Moon-Sekte bekannt ist, am Freitag in einer Aussendung, dass der Vater der Kinder „Mitte der 1980er-Jahre kurz Mitglied unserer Bewegung war, und dass er an psychischen Problemen litt“. Er sei 1987 aus der Organisation ausgetreten. Sein Bruder sei indes weiter Mitglied der Vereinigungskirche, habe aber seit 1984 nichts mehr von Gerrit-Jan van D. gehört.
Der 58-jährige Österreicher wiederum sei weder mit der Vereinigungskirche verbunden noch sei er ein Mitglied. Ob „ein bestimmter Glaube“ hinter dem Fall steckt, ist weiterhin Gegenstand der Ermittlungen.
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