Opernball-Grande-Dame und Burgschauspielerin Lotte Tobisch ist Samstagfrüh nach langer Krankheit gestorben. Die langjährige Opernball-Organisatorin, Schauspielerin und Autorin wurde 93 Jahre alt. Sie starb im Badener Künstlerheim.
Sie war eine der letzten großen Damen der feinen Gesellschaft. Redete stets so, wie es ihr passte, und ließ sich von nichts und niemandem den Mund verbieten. Dennoch behielt sie dabei immer die Contenance und hielt sich strikt an die Etikette.
Am Samstag hörte nun aber das starke Herz von Grande Dame Lotte Tobisch-Labotýn auf zu schlagen. Bis zuletzt nahm sie Stellung zu aktuellen Themen, hielt sich mit ihrer Meinung nicht zurück. Für ihren wohltätigen Verein „Künstler helfen Künstler“ (eine Hilfsaktion aktiver Künstler für ältere Kollegen, damit die ein würdevolles Leben im Alter führen können) versetzte sie sogar bis zuletzt ganze Berge.
„Wenn man Menschen hilft, kommt das natürlich zurück“, sagte sie einst dazu in einem Interview. Dazwischen prägte sie mit ihren Auftritten - und dazugehörigen Sprüchen - die feine Gesellschaft. Das tat Tobisch von klein auf.
1926 als Tochter eines Architekten in Wien geboren, genoss sie Ausbildungen als Sängerin und Schauspielerin. So gab sie früh Debüts am Burgtheater und am Wiener Volkstheater, drehte einige Filme, darunter auch die Rolle der „Eva Braun“ in Georg Wilhelm Pabsts Film „Der letzte Akt“.
1991 Opernball wegen Krieg abgesagt
Die großen Auftritte, die auch der breiten Öffentlichkeit ins Auge stachen, absolvierte Tobisch dann per 1981. Denn ab diesem Zeitpunkt lenkte sie die Geschicke des Wiener Opernballs - bis inklusive 1996. Sie war es auch, die 1991 wegen des Kriegs am Persischen Golf den Ball absagte.
„Ich sage Ihnen, ich war ja schon emanzipiert, das war noch lange bevor die Emanzen von heute erfunden waren.“
Lotte Tobisch
„Ich sage Ihnen, ich war ja schon emanzipiert, das war noch lange bevor die Emanzen von heute erfunden waren“, erzählte sie in vielen Gesprächen. Und ja, diese Frau stand ihren Mann, waren sich alle einig. Denn wenn die Tobisch eine Meinung gefasst hatte, ja, dann stand die Frau mit dem gewinnenden Lächeln dahinter und verteidigte sie mit eisernem Willen. Das hielt sie auch im Alter so. Sie feierte ihre Geburtstage stets mit Würde. Mit etwaigen Sentimentalitäten übers Älterwerden hatte sie schon längst ihren Frieden geschlossen.
Die - für einige manchmal auch recht unbequeme - Stimme und Meinung der beliebten Lotte Tobisch, sie wird fehlen.
Norman Schenz, Kronen Zeitung
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