Ultimatum für Abzug
Erdogan droht Kurden mit „Köpfe zerquetschen“
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat ein hartes Vorgehen gegen kurdische Kämpfer angekündigt, sollten sie sich nicht innerhalb der mit den USA vereinbarten 120 Stunden aus dem Grenzgebiet in Nordsyrien zurückziehen. Die Türkei werde die Köpfe der Rebellen zerquetschen, tönte Erdogan am Samstag bei einer Veranstaltung in der Provinz Kayseri. Die kurdische Miliz YPG wiederum warf am Samstag der Türkei vor, den Abzug zu blockieren.
Die Türkei verhindere den Abzug ihrer Truppen, der Verwundeten und der Zivilisten aus dem Gebiet um die Grenzstadt Ras al-Ain, sagte der Kommandant der Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF), Maslum Abdi, am Samstag der Nachrichtenagentur AFP in einem Telefoninterview. Die SDF sind ein kurdisch-arabisches Bündnis, das von den kurdischen Volksverteidigungseinheiten (YPG) dominiert wird.
Russen und Assad könnten Erdogans Pläne noch durchkreuzen
Erdogan erklärte zudem, er werde mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin über die Gebiete der von der Türkei geplanten „Sicherheitszone“ in Nordsyrien sprechen, wo nun syrische Soldaten stationiert seien. Sollte es in den Gesprächen zu keiner Lösung kommen, werde die Türkei „ihre eigenen Pläne“ durchsetzen. Ob die Regierung von Machthaber Bashar al-Assad tatenlos zusieht, wie eine ausländische Macht die Grenzen seines Landes auf eigene Faust überwacht, ist auch nicht sicher.
Zivilisten bei türkischen Luftschlägen getötet?
Unterdessen hält die Waffenruhe in Nordsyrien weitgehend. Allerdings gibt es immer wieder gegenseitige Vorwürfe, die andere Seite hätte Angriffe durchgeführt. Nach Angaben von Aktivisten war die Türkei am Freitag aber weiterhin Luftangriffe geflohen. Bei der Bombardierung des Dorfs Bab al-Kheir wurden nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte 14 Zivilisten getötet. In Ras al-Ain gab es demnach auch Gefechte zwischen der türkischen Armee und der YPG. Auch eine AFP-Reporterin auf der türkischen Seite der Grenze hörte Gefechtslärm und sah Rauch aufsteigen.
Türkei beklagt Angriffe von „Terroristen“
Aus Ankara wiederum hieß es, „Terroristen“ hätten in den vergangenen 36 Stunden 14 Angriffe durchgeführt. Zwölf der Angriffe kamen demnach aus der Grenzstadt Ras al-Ain. Verübt wurden sie den Angaben zufolge mit leichten und schweren Waffen, darunter auch Raketen.
Erdogan hatte am Donnerstag nach langen Verhandlungen mit US-Vizepräsident Mike Pence einer fünftägigen Waffenruhe zugestimmt, um den kurdischen Volksverteidigungseinheiten (YPG) Zeit zum Abzug aus einer „Sicherheitszone“ in Nordsyrien zu geben. Wenn alle Kämpfer der Kurdenmiliz aus dem 30 Kilometer breiten Streifen entlang der türkischen Grenze abgezogen sind, soll der Militäreinsatz ganz eingestellt werden.
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