Aufruhr in Chile
Tote bei Protesten gegen Preise für U-Bahn-Tickets
In der chilenischen Hauptstadt Santiago de Chile ist es auch nach der Verhängung des Ausnahmezustandes und einer Ausgangssperre wieder zu schweren Ausschreitungen gekommen. In der Nacht auf Sonntag starben drei Menschen, als ein Supermarkt im Süden Santiagos geplündert wurde und in Brand geriet. Die Regierung mobilisierte 9500 Sicherheitskräfte. Der konservative Präsident Sebastian Pinera sagte, es gebe „gute Gründe“ für die Proteste und nahm eine heftig kritisierte Fahrpreiserhöhung für die U-Bahn zurück.
Es war das erste Mal seit dem Ende der Diktatur unter General Augusto Pinochet 1990, dass in der chilenischen Hauptstadt Militär patrouillierte. Die Proteste hatten sich an der Erhöhung der Preise für U-Bahn-Tickets von 800 auf 830 Peso (1,01 auf 1,05 Euro) entzündet. Schon im Jänner waren die Preise um 20 Peso angehoben worden.
Verkehr völlig lahmgelegt
Seit der Ankündigung der Fahrpreiserhöhung für die U-Bahn wurden 78 der 164 U-Bahn-Stationen in Santiago verwüstet. Nachdem auch 16 Busse in Brand gesetzt und neben dem U-Bahn- auch der Busverkehr ausgesetzt wurde, lag in der Hauptstadt am Sonntag der öffentliche Verkehr nahezu vollkommen still. Bei den Protesten geht es aber auch um die Kluft zwischen Arm und Reich in dem südamerikanischen Land.
Fataler Brand in Supermarkt
In verschiedenen Stadtteilen von Santiago errichteten Demonstranten am Samstag Barrikaden, es gab Zusammenstöße mit der Polizei. Diese setzte Wasserwerfer und Tränengas ein. In der Nacht drangen nach Angaben der Feuerwehr zudem Hunderte Menschen in den Supermarkt Lider im Süden Santiagos ein, der zur US-Kette Walmart gehört. Bei einem Brand in dem Supermarkt kamen dann drei Menschen ums Leben - zwei Personen waren sofort tot, ein drittes Opfer erlag im KSpital seinen schweren Verletzungen.
Die Unruhen beschränkten sich aber nicht nur auf die Hauptstadt mit ihren sieben Millionen Einwohnern. In der Hafenstadt Valparaiso etwa steckten Demonstranten den Sitz der Tageszeitung „El Mercurio“ in Brand. Der Ausnahmezustand wurde daher auf die Region von Valparaiso und auf die Provinz Concepcion im Süden ausgedehnt.
Präsident Pinera erteilte General Javier Iturriaga del Campo den Auftrag, binnen zwei Wochen wieder für Sicherheit in Santiago zu sorgen. Die nächtliche Ausgangssperre wurde für den Zeitraum von 22 bis 7 Uhr Ortszeit verhängt. Allerdings war zunächst nicht klar, an wie vielen Tagen sie gelten soll. Pinera will nun mit einem Krisenkabinett über das weitere Vorgehen beraten.
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