Diese Frau ist es wohl gewohnt, mit harten Bandagen zu kämpfen: Die Wiener Anwältin Astrid Wagner steht - einmal mehr - im Licht der Öffentlichkeit. Aktuellster Aufreger: Die 56-Jährige legt sich derzeit mit Identitären-Chef Martin Sellner an, weil dieser ihren Mandanten - den mutmaßlichen Doppelmörder von Wullowitz, Jamal A. - öffentlich als „Mörder“ bezeichnet hatte. Wie Wagner mit Kritik an ihrer Person umgeht und wie es sich mit ihrem Gewissen vereinbaren lässt, Schwerverbrecher zu verteidigen, verrät sie im Gespräch mit krone.at.
Astrid Wagner ist eine Frau mit klaren Ansagen. Um den heißen Brei herumzureden, passt ihr nicht. Und so macht sie auch kein Hehl daraus, warum sie Mandanten wie den nicht rechtskräftig verurteilten Mordverdächtigen vom Neusiedler See, Alfred U., den 21-Jährigen Eyob E., der seine Schwester am Wiener Hauptbahnhof erstochen haben soll, oder aktuell den mutmaßlichen Wullowitz-Täter Jamal A. vertritt: „Durch brisante Fälle bekommt man mehr Aufmerksamkeit“, steht die Anwältin zu ihrer Affinität für medienwirksame Gerichtsprozesse.
„Ich habe einen guten Namen und muss mir um Honorare keine Sorgen machen.“
Astrid Wagner
Tagtäglich mit Schwerverbrechern zu tun zu haben, sieht Wagner ganz pragmatisch als eine „berufliche Begleiterscheinung“. „Ich bin halt Strafverteidigerin und keine Kindergärtnerin. Schwere Fälle muss man eben in Kauf nehmen. Wenn es nur ‚Nette‘ gäbe, wäre ich arbeitslos“, so Wagner.
„Niemand ist böse geboren“
Doch wie lebt man mit dem Wissen, sich für Schwerverbrecher vor Gericht einzusetzen, um für diese ein möglichst mildes Urteil herauszuschlagen? „Ich sehe hinter jedem Verbrechen eine Ursache. Niemand ist böse geboren. Was treibt einen also zu einem Mord? Das interessiert mich einfach. Also diese Abgründe des menschlichen Geistes“, erklärt Wagner ihre Beweggründe.
„Jeder Mensch ist unter bestimmten Voraussetzungen zu einem Mord fähig.“
Astrid Wagner
Mit der öffentlichen Kritik an ihrer Person scheint die Anwältin gut leben zu können. „Hassposter verfolge ich nicht. Dafür habe ich gar keine Zeit.“ Ein Blick auf ihre Facebook-Seite zeigt aber, dass Wagner doch immer wieder auf Kommentare ihrer Kritiker reagiert - und das gerne auch mit einem provokanten Seitenhieb.
„Schämen Sie sich, Frau Wagner“
So postete ein User beispielsweise zur Causa Sellner: „Schämen Sie sich, Frau Wagner.“ Die prompte Antwort der Anwältin, die laut eigener Aussage auch bereits Morddrohungen erhalten hat: „In der Tat, die Missachtung des Rechtsstaates macht fassungslos ... Aber ich halte nichts von Fremdschämen!“
„Hinrichtungen für kochende Volksseelen“
Und von Vorverurteilungen hält Wagner offensichtlich auch nichts: „Ob er (Jamal A.) juristisch verantwortlich gemacht werden kann, wird ein Schwurgericht entscheiden. So ist das in einem Rechtsstaat und das ist gut so. Wem das nicht passt, der sollte erwägen, z.B. nach Nordkorea, Saudi-Arabien oder in den Iran auszuwandern, dort ist das ganz anders. Da gibt es sogar öffentliche Hinrichtungen für kochende Volksseelen, da hätten sie dann endlich ihren Spaß ...“, poltert die Anwältin in einem weiteren Kommentar, mit dem sie ihr Image als knallharte Strafverteigerin bestätigt. Und das wohl ganz bewusst.
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