Kurz vor dem nationalen Inkrafttreten des neuen EU-Urheberrechts in Frankreich üben Medienhäuser in einem offenen Brief Kritik an Google. Dem Konzern wird vorgeworfen, das Leistungsschutzrecht für Medieninhalte vom Start weg auszuhöhlen. Konkret geht es um die Anzeige der sogenannten Snippets, also hervorgehobener Vorschau-Elemente von Nachrichten.
Die EU-Copyright-Richtlinie wurde im Sommer vom französischen Parlament ins nationale Recht überführt und tritt diese Woche in Kraft. Im Vorfeld hatte Google angekündigt, ab dann in Frankreich keine Snippets mehr anzuzeigen - es sei denn, der Verlag habe anderweitige Vorkehrungen getroffen. Zugleich verwies Google in einem entsprechenden Blogpost auf die im September aktualisierten Optionen für Webmaster, mit denen Medienhäuser definieren könnten, wie viele Informationen als Vorschau in den Suchergebnissen dargestellt werden sollen.
„Verlage auf der ganzen Welt können mithilfe dieser neuen Einstellungen die Vorschau auswählen, die am besten geeignet ist, um Benutzer für ihre Website zu gewinnen“, betonte der Konzern. Richard Gingras, Vizepräsident von Google News, wiederum betonte in einem weiteren Blog-Beitrag, dass es Unternehmensstrategie sei, nicht für Inhalte zu bezahlen: Damit würde man die Relevanz für die User gefährden, so sein Argument.
Medien kritisieren „beängstigende Repressalien“
Im offenen Brief der französischen Medien wird aber kritisiert, dass Google „jede Verhandlung“ ablehne. Vielmehr stelle das Unternehmen mit der Abschaffung der Snippets „beängstigende Repressalien“ in den Raum. Als Alternative bliebe den Publishern nur, einen „Blankoscheck“ zu unterschreiben und auf Bezahlung zu verzichten. Man habe also nur „die Wahl zwischen zwei Übeln“.
„Tod auf Raten“
Zwangsläufige Folge sei entweder ein „Tod auf Raten“ oder gleich „Selbstmord für die Presse“: „Denn Google ist für die Internetnutzer die Eingangstür zu jeder Nachrichtenseite. Andere Suchmaschinen sind zu klein.“ Google brüskiere damit „erneut die nationale und europäische Souveränität“ und „will die Medien zwingen, ein Wirtschaftsmodell zu akzeptieren, das prinzipiell darauf basiert, Inhalte nicht zu bezahlen“, so die Kritik.
Der offene Brief wurden von Hunderten Journalisten und zahlreichen Medienhäusern aus Frankreich und anderen europäischen Ländern unterzeichnet. Auch Nachrichtenagenturen wie die französische AFP, die britische PA, die finnische STT, die niederländische ANP und die österreichische APA gehören dazu.
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