Fahrer festgenommen
England: 39 Leichen in Lkw-Container entdeckt
In einem Lkw-Container im Waterglade Industrial Park in Grays östlich von London sind am Mittwoch 39 Leichen entdeckt worden. Bei den Toten - vermutlich Migranten - handelt es sich bis auf einen Teenager um Erwachsene. Der Fahrer des aus Bulgarien kommenden Lastwagens ist ein 25-jähriger Nordire. Er wurde festgenommen, die Polizei ermittelt wegen Mordes.
„Wir untersuchen noch, wie es genau zu diesem schrecklichen Vorfall, bei dem so viele Menschen ihre Leben verloren haben, gekommen ist. Wir sind dabei, die Toten zu identifizieren, das könnte noch eine Weile dauern. Der Lkw ist offenbar am Samstag aus Bulgarien kommend in Holyhead ins Land gekommen“, sagte ein Sprecher der Polizei. Fahrzeuge, die dort die Grenze passieren, kommen üblicherweise aus Irland.
Opfer vermutlich Migranten
Als die Einsatzkräfte in der Nacht auf Mittwoch am Fundort in der 73.000-Einwohner-Stadt Grays eintrafen, waren sämtliche Opfer bereits tot. Die Gegend wurde großräumig abgesperrt. Dass es sich bei den Toten um Migranten handeln könnte, stellte Richard Burnett, der Chef des Straßenverkehrsverbandes, in den Raum: „Diese Tragödie zeigt, wie gefährlich es ist, wenn Schlepperbanden Menschen in Lastautos schmuggeln.“
Burnett vermutet, dass der Lkw-Fahrer diese ungewöhnliche Route nahm, weil an anderen Grenzstädten wie etwa Dover wesentlich strenger kontrolliert werde. Falls es sich bei dem Fahrzeug um einen Kühl-Lkw handeln sollte, könnten die Temperaturen im Inneren bis zu minus 25 Grad Celsius betragen haben. Unter diesen „absolut schrecklichen Umständen“ würden Menschen „ziemlich schnell sterben“.
Johnson „im Gedanken bei den Opfern und deren Angehörigen“
Die britische Innenministerin Priti Patel reagierte „schockiert“ und „traurig“ auf die Nachricht vom Leichenfund. Man müsse der Polizei nun genügend Raum geben, um ihre Ermittlungen durchzuführen, teilte sie mit. Auch Premierminister Boris Johnson meldete sich bereits zu Wort und meinte via Twitter, seine „Gedanken sind bei den Opfern und deren Angehörigen“.
Im Jahr 2000 waren in einem Container in Dover in England 58 tote Chinesen entdeckt worden. Das ist die bisher größte Tragödie im Zusammenhang mit illegaler Immigration in Großbritannien.
Erinnerungen an Parndorfer Flüchtlingstragödie
Der Fall erinnert an jenen von Parndorf, als im August 2015 auf der Ostautobahn im Laderaum eines Lastwagens 71 Leichen - unter ihnen zahlreiche Frauen und Kinder - entdeckt worden waren. Die Opfer stammten hauptsächlich aus Syrien. Beim Prozess gegen insgesamt 14 Angeklagte in der südungarischen Stadt Kecskemet wurden die vier Hauptangeklagten zunächst zu 25 Jahren, im Berufungsverfahren zu lebenslanger Haft verurteilt.
BKA: „War nur eine Frage der Zeit, bis so etwas wieder passiert“
Dass es nun in England wieder zu einer derartigen Tragödie kam, kommentierte am Mittwoch auch das österreichische Bundekriminalamt. „Ich habe es befürchtet, es war nur eine Frage der Zeit, bis so etwas wieder passiert“, sagte Gerald Tatzgern, Leiter der Zentralstelle zur Bekämpfung der Schlepperkriminalität und des Menschenhandels. Laut Tatzgern würden in Europa derzeit „relativ viele Behältnisschleppungen registriert. Um 400 bis 1.500 Euro, je nach Route, steigen Flüchtlinge in solche Container ein“.
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