Das Krebsrisiko durch Papilloma-Viren wird nach wie vor unterschätzt - 70 Prozent der Österreicher werden einmal im Laufe ihres Lebens mit HPV angesteckt und sind dadurch in Gefahr
Schon vor 30 Jahren bestand der dringende Verdacht, dass Humane Papillomaviren (HPV) Krebs auslösen können. Zunächst standen in erster Linie Frauen im Fokus: Ein Großteil der Fälle von Gebärmutterhalskrebs wurde mit HPV in Verbindung gebracht. Erst 2008 erbrachte der deutsche Arzt Prof. Harald zur Hausen den eindeutigen Nachweis und erhielt dafür den Nobelpreis für Medizin. Derzeit sind mehr als 200 HP-Viren bekannt, 40 davon infizieren Menschen. Die Übertragung erfolgt über Geschlechtsverkehr. Es reicht schon ungeschützter Hautkontakt. Die Pille bewahrt davor nicht, Kondome senken nur das Risiko. 70 Prozent der Österreicher werden einmal im Laufe ihres Lebens mit HPV angesteckt. Schlechte Nachricht für Männer: Die meisten mit den Viren in Zusammenhang stehenden Krebsfälle treten zwar bei Frauen auf, aber auch zahlreiche Männer sind betroffen. Hauptsächlich werden das Peniskarzinom und Analkarzinome verursacht.
Das Virus lässt sich nicht im Blut bestimmen, sondern nur durch den Abstrich oder nach Probenentnahme. Rund 1 Prozent der Weltbevölkerung leidet an Genitalwarzen (Feigwarzen), zu 90 Prozent von HPV 6 und 11 ausgelöst. Bei Männern sitzen diese zwar gutartigen, aber recht unangenehmen Gewächse am Penisschaft, an der Eichel oder am Harnröhrenausgang. Hier ist örtliche Behandlung durch den Urologen mit Tinkturen, Lösungen und Cremen notwendig. Allerdings werden damit lediglich die Hautveränderungen beseitigt, nur sehr selten auch die Viren! Bei größeren Warzen ist Abtragung mit Strom oder dem Skalpell unverzichtbar. Der überwiegende Teil der Infektionen verläuft unbemerkt. Die Viren können entweder von selbst verschwinden oder lebenslang bleiben. Bei Befall ist regelmäßige Selbstkontrolle auf neue Feigwarzen dringend empfohlen, um eine weitere Ausbreitung zu verhindern.
Eine sinnvolle Maßnahme auch für Männer ist die Impfung. Experten empfehlen sie ab dem 9. Lebensjahr für Mädchen und auch Buben. In Österreich wird ab diesem Zeitpunkt in der Schule kostenlos geimpft. Eine Gratisimpfung ist für beide Geschlechter vom 9. bis zum 12. Lebensjahr bei registrierten niedergelassenen Ärzten und in den öffentlichen Impfstellen der Bundesländer möglich. Für Nachholimpfungen vom 12. bis zum vollendeten 15. Lebensjahr gibt es einen vergünstigten Preis. Danach wird die HPV-Impfung in drei Teilen verabreicht. Die Kosten sind dann selbst zu bezahlen. Nachholimpfungen werden für Männer bis zum 21. Lebensjahr sehr und bis 26 für spezifische Gruppen empfohlen. Heute gibt es einen gut verträglichen Neunfach-Impfstoff, der das Risiko um weitere 20 Prozent senken kann, aber privat zu bezahlen ist. Der Schutz reicht bis zu 14 Jahre. Danach hat eine neuerliche Impfung keinen Sinn mehr. Männer ab dem 27. Lebensjahr sollten sich bezüglich Notwendigkeit vom Arzt beraten lassen. HPV-Tests vor einer Impfung bei Männern werden nicht empfohlen. Über Impfstoffe geben die Ärzte Auskunft.
Dr. med. Wolfgang Exel, Kronen Zeitung
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