39 Tote in Container

Bundeskriminalamt: „War nur eine Frage der Zeit“

Ausland
23.10.2019 14:04

Im Bundeskriminalamt zeigt man sich in Anbetracht der 39 Leichen, die in Großbritannien in einem Lkw-Container aufgefunden wurden, erschüttert - auch wenn der tragische Fall den Leiter der Zentralstelle zur Bekämpfung der Schlepperkriminalität und des Menschenhandels nicht überrascht. „Ich habe es befürchtet, es war nur eine Frage der Zeit, bis so etwas wieder passiert“, sagte Gerald Tatzgern am Mittwoch.

Die Ermittler registrieren derzeit „relativ viele Behältnisschleppungen“, sagte Tatzgern. „Um 400 bis 1500 Euro, je nach Route, steigen Flüchtlinge in solche Container ein.“ Es gebe Schlepper, die „ehrlich interessiert“ daran seien, dass die Menschen ankommen, aber auch solche, die sich „nicht um die Migranten scheren“. Diese seien nur am Geld interessiert.

Gerald Tatzgern (Bild: krone.at)
Gerald Tatzgern

Flüchtlinge legten bei Lambach Zugverkehr lahm
Ein Beispiel für eine „Behältnisschleppung“ sei der am 5. Oktober erfolgte Stopp eines Kastenwagens in Ungarn, in dem 43 Menschen gefunden wurden. Tatzgern machte darauf aufmerksam, dass nicht nur die Straße für „Containertransporte“ von Flüchtlingen herhalten muss. So wurden im September 41 Flüchtlinge in Edt bei Lambach in Oberösterreich aufgegriffen, die aus einem Containerzug gekommen waren. Der Zugverkehr musste gestoppt werden.

Flüchtlinge in Edt bei Lambach (Bild: laumat)
Flüchtlinge in Edt bei Lambach

Die Schlepper hatten in der griechischen Hafenstadt Thessaloniki, woher der Zug kam, unter anderem die Plomben manipuliert, damit die Flüchtlinge zusteigen konnten. Diese wiederum wussten genau, wo in dem 1,5 Kilometer langen Zug sie einsteigen mussten.

Auch der nun aufgeflogene Fall in Großbritannien ist leider nicht der erste: Schon im Jahr 2000 waren in einem Container in England 58 tote Chinesen entdeckt worden.

Bilder zum aktuellen Fall in England:

(Bild: AP)
(Bild: AP)
(Bild: AFP or licensors)
(Bild: AP)

Ist Ermittlern verantwortliche Schleppergruppe bereits bekannt?
Unklar ist noch, ob der aktuelle Fall mit Ermittlungen zu tun hat, die gemeinsam von österreichischen, britischen und bulgarischen Ermittlern sowie Europol geführt werden. Nach einem Aufgriff von Flüchtlingen, die über die sogenannte Balkanroute gekommen waren und nach Großbritannien wollten, initiierten die britischen Behörden eine Kooperation mit ihren Kollegen in Österreich und Bulgarien. Konkret geht es um eine Schleppergruppe, die über diese Route Menschen bis nach Großbritannien schmuggeln soll.

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