Wer ein Netflix-Abonnement hat, kann damit - je nach Tarif - auf bis zu vier Geräten gleichzeitig Filme und Serien schauen. Kein Wunder, dass viele Abonnenten ihre Konten mit Verwandten und Freunden teilen. Das spart Geld und hat für den Nutzer keinen Nachteil. Für Netflix schon: Dem Streaming-Riesen gehen durch Account-Sharing Einnahmen durch die Lappen. Das missfällt den Investoren - und soll nun eingedämmt werden, kündigt ein hochrangiger Netflix-Manager an.
Offiziell ist es nur im gemeinsamen Haushalt erlaubt, ein Netflix-Konto mit anderen zu teilen. Bisher tat der Streaming-Gigant aus den USA allerdings nichts gegen Account-Sharing, Netflix-Konten ließen sich also problemlos von mehreren Personen in mehreren Haushalten nutzen. Wie das deutsche IT-Portal „Golem“ berichtet, soll damit bald Schluss sein.
Netflix will „kundenfreundliche Lösung“ finden
Netflix-Manager Greg Peters habe nämlich bei einem Gespräch mit Investoren, die von Netflix eine Lösung für die aus ihrer Sicht geschäftsschädigende Problematik gefordert haben, erklärt, man werde sich um eine „kundenfreundliche Lösung“ bemühen. Wie die aussehen könnte, hat er noch nicht verraten. Es könnte aber durchaus sein, dass Netflix in absehbarer Zeit damit beginnt, die IP-Adressen, von denen aus auf ein Konto zugegriffen wird, genauer unter die Lupe zu nehmen und verstärkt gegen Account-Sharing vorzugehen.
Um wie viel Geld es geht, wird deutlich, wenn man sich das Premium-Abo des Streaming-Dienstes ansieht. Es kostet monatlich 16 Euro, bietet Zugriff auf bis zu vier simultane Streams in 4K-Qualität und kann im Grunde von vier Nutzern gleichzeitig verwendet werden. Pro Nutzer sinken die Kosten dadurch auf vier Euro pro Monat. Würde jeder User voll bezahlen, würde Netflix pro Monat 48 Euro mehr verdienen. Beim günstigeren Standard-Abo für zwölf Euro im Monat mit zwei parallelen Streams lassen sich die Kosten pro Nutzer von 12 auf sechs Euro senken, wenn man ein Konto teilt. Wäre das nicht der Fall, würde Netflix 24 statt 12 Euro pro Monat verdienen, also das Doppelte.
Wie würden die Kunden reagieren?
Wie die Kunden auf eine Aktion scharf gegen Account-Sharing reagieren würden, bleibt abzuwarten. Durchaus möglich, dass manch einem ein Netflix-Konto ohne Freunde oder Familienmitglieder, die sich an den Kosten beteiligen, zu teuer wird und er einen günstigeren Tarif wählt oder - Netflix ist monatlich kündbar - das Streaming-Abo abbestellt, wenn nicht gerade eine neue Serie oder ein Film draußen ist, die er unbedingt sehen will. Auch eine Abwanderung der Nutzer in den illegalen Sektor wäre denkbar: Dann greifen sie zur Raubkopie und Netflix verdient gar nichts mehr an ihnen.
Wie die stärkere Kontrolle geteilter Streaming-Konten aussehen kann, zeigt der schwedische Musik-Streaminganbieter Spotify. Der bietet ein Familien-Konto an, bei dem bis zu sechs Personen Zugriff auf die Spotify-Musikbibliothek bekommen, wenn sie in einem gemeinsamen Haushalt wohnen. Auch Spotify hatte dies lang nicht kontrolliert, kürzlich aber damit begonnen, Maßnahmen gegen Account-Sharing bei verschiedenen Wohnsitzen zu ergreifen. Der Mechanismus ist allerdings leicht zu überlisten: Spotify fragt den Nutzer schlicht hin und wieder nach seiner Adresse. Wer die Adresse des Kontoinhabers eingibt, wird nicht weiter behelligt, auch wenn er womöglich anderswo wohnt.
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