Rückruf gefordert

Warnung: Mineralöl in Baby-Milchpulver entdeckt

Ausland
24.10.2019 21:07

In mehreren Milchpulver-Produkten für Säuglinge sind laut der deutschen Verbraucherorganisation Foodwatch Rückstände potenziell krebserregender Mineralöle gefunden worden. Bei drei von vier in Deutschland gekauften Produkten seien Verunreinigungen mit aromatischen Kohlenwasserstoffen (MOAH) nachgewiesen worden, zwei davon seien in Österreich erhältlich.

Foodwatch berief sich auf unabhängige Laboranalysen. Es geht um Werte zwischen 0,5 und drei Milligramm pro Kilo, hieß es bei einer Pressekonferenz in Berlin am Donnerstag. Die Organisation fordert null Toleranz beim Gehalt dieser Stoffe in Lebensmitteln - einen gesetzlichen Grenzwert gibt es bisher nicht.

(Bild: stock.adobe.com, krone.at-Grafik)

„Keine akute Gesundheitsgefahr“
Es bestehe keine akute Gesundheitsgefahr, sagte ein Foodwatch-Sprecher. Dennoch forderte die Organisation einen sofortigen Verkaufsstopp und den Rückruf der betroffenen Produkte in Deutschland und Österreich.

Die Rückstände wurden demnach in „Beba Optipro Pre, 800 g, von Geburt an“ und „Beba Optipro 1, 800 g, von Geburt an“ von Nestle nachgewiesen, außerdem in der „Novalac Säuglingsmilchnahrung Pre, 400g“. Die hinter Novalac stehende Kölner Firma Vived teilte am Donnerstagnachmittag mit, dass sie die Testergebnisse „sehr ernst“ nehme und mit dem Hersteller entsprechende Untersuchungen eingeleitet habe. „Inwieweit die Vorwürfe nachvollziehbar sind, können wir zurzeit noch nicht beantworten“, so Vived.

Warnung auf der Homepage von Foodwatch (Bild: Screenshot/foodwatch.com)
Warnung auf der Homepage von Foodwatch

Nestle: „Produkte sind sicher“
Nestle war am Donnerstagabend um Beruhigung bemüht: „Wir möchten allen Müttern und Vätern versichern, dass die Babys weiterhin sicher mit unserer Säuglingsnahrung gefüttert werden können“, hieß es in einer Aussendung. Die beanstandeten Produkte „erfüllen alle lebensmittelrechtlichen Vorschriften in der EU“, hielt das Unternehmen fest. Die erhobenen Vorwürfe würden aber „sehr ernst genommen“: „Natürlich werden wir mit Foodwatch in Kontakt treten, um den Bericht besser nachvollziehen zu können.“ Besorgte Eltern können sich mit ihren Fragen an das „Nestle-Babyservice“ unter der Telefonnummer +49 (0)800 23 44 944 wenden.

VKI-Expertin: „Würde beanstandete Produkte derzeit nicht verwenden“
Birgit Beck, Ernährungswissenschaftlerin beim Verein für Konsumenteninformation (VKI), rät Eltern bezüglich der beanstandeten Produkte: „Ich würde sie derzeit nicht verwenden, außer es gibt Entwarnung.“ Als Alternative verwies sie auf in Beutel und eine Kartonumverpackung gefüllte Milchpulver. „Bei einem Test solcher Produkte hat der VKI im Jahr 2016 keine dieser Substanzen nachgewiesen“, sagte Beck. Pulver aus Dosen waren damals nicht untersucht worden.

AGES: „Vorkommen von Mineralöl unerwünscht“
Das Vorkommen von Mineralölbestandteilen in Lebensmitteln sei seit einigen Jahren bekannt und unerwünscht, erklärte auch Werner Windhager von der Österreichischen Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) am Donnerstagnachmittag. In Lebensmittel gelangen Mineralölverbindungen aus unterschiedlichen Eintragsquellen wie etwa durch Schmierstoffe aus Maschinen zur Ernte, im Herstellungs- oder Verpackungsprozess bzw. aus bestimmten Lebensmittelverpackungen, etwa Recyclingkartons.

Auch eine umweltbedingte Grundbelastung von Lebensmittelrohstoffen mit Mineralölkohlenwasserstoffen, etwa durch Abgase von Benzinmotoren, Emissionen aus Energieversorgungs- und Industrieanlagen sowie Feinstaub asphaltierter Straßen, sei möglich. Einige Pflanzen enthalten sogar von Natur aus gewisse Kohlenwasserstoffverbindungen (Pflanzenwachse), erklärte Windhager. Foodwatch vermutet im aktuellen Fall, dass Weißblechdosen, in denen manche Hersteller ihr Milchpulver anbieten, Quelle der Verunreinigungen sein könnten.

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