Unrühmliche Ehre für den „Jö Bonusclub“: Das neue Kundenbindungsprogramm des Rewe-Konzerns hat am Freitagabend den österreichischen „Big Brother Award“ in der Kategorie „Kommunikation und Marketing“ erhalten. Über den Datenschutz-Negativpreis „freuen“ können sich außerdem unter anderem die Post und Microsoft.
Rewe hatte im Mai mit dem „Jö Bonusclub“ sein neues Kundenbindungsprogramm gestartet und damit die einzelnen Kundenkarten bei Handelsketten wie Billa, Bipa und Merkur ersetzt. Bereits kurz nach dem Start gab es jedoch Kritik von Konsumentenschützern an der Menge der gesammelten Daten. So berichtete unter anderem der Verein für Konsumenteninformation von zahlreichen Kundenbeschwerden.
Wenn alle Kundentransaktionen von Billa, Billa Reisen, Bipa, Merkur, ADEG, Penny Markt, Libro, Pagro Diskont, OMV-Tankstellen, Interio, Bawag PSK, Zgonc zusammen ausgewertet werden können, sind dem Profiling Tür und Tor geöffnet - und für alle, die sich diesem Diktat nicht unterwerfen wollen, wird es immer schwieriger, einkaufen zu können, ohne ein Geschäft dieses Clubs betreten zu müssen, urteilte die Jury des „Big Brother Award“-Jury.
Negativ-Preis für Post
In der Kategorie „Business und Finanzen“ wurde der Negativ-Preis an die Post vergeben. Anfang des Jahres sorgte der Datenskandal um die Speicherung von Parteiaffinitäten von Millionen Post-Kunden und der Verkauf dieser Daten an wahlwerbende Parteien für Aufregung. Auch die Datenschutzbehörde stellte im Prüfverfahren Verstöße fest. Sie ordnete an, die Praxis mit sofortiger Wirkung zu unterlassen und die Daten zu löschen.
Handvenenscanner im Strandbad
Für Empörung sorgte im Sommer indes das Strandbad Weiden am See mit einem Handvenenscanner - der dem Bad einen „Big Brother Award“ in der Kategorie „Behörden und Verwaltung“ einbrachte. Saisonkartenbesitzer und die Ortsbevölkerung, die gratis Zutritt zum Bad hat, müssen ihr Handvenenprofil einscannen, um ins Bad zu kommen. Mehr als 50.000 Euro wurde in den Aufbau der Hochsicherheitstechnik investiert. Die Jury des „Big Brother Award“ warnte, dass die Privatsphäre auf der Strecke bleibt und sensible biometrische Daten bis auf Widerruf gespeichert werden.
Klarnamenpflicht und SIM-Kartenregistrierung
In der Kategorie „Politik“ siegte das sogenannte digitale Vermummungsverbot, also die Klarnamenpflicht im Internet sowie die verpflichtende SIM-Kartenregistrierung. Die türkis-blaue Regierung wollte ab 2020 eine verpflichtende Identitäts-Feststellung beim Posten in Online-Foren einführen. Der Gesetzesentwurf im April sorgte für massive Kritik. Beschlossen wurde dieser nicht mehr - zuvor platzte nach dem Ibiza-Video die ÖVP-FPÖ-Koalition.
Eingeführt wurde wiederum die SIM-Karten-Registrierung. Seit 1. September 2019 müssen alle österreichischen SIM-Karten registriert sein - oder sie können nicht mehr aufgeladen werden. Für neu gekaufte Wertkarten gilt die Registrierungspflicht bereits seit dem 1. Jänner. Die Daten werden beim Erwerb erhoben.
„Weltweiter Datenhunger“
Für seinen „weltweiten Datenhunger“ wurde am Freitagabend Microsoft prämiert. Wer seine Sprach- und Videoanrufe mit dem Skype Translator übersetzen lässt, muss nämlich damit rechnen, dass nicht nur die Gesprächspartner, sondern noch mehr Menschen zuhören.
Microsoft selbst spricht von einem „maschinellen Lernprozess“. Bestimmte Skype-Gespräche werden von Microsoft-Mitarbeitern abgehört und analysiert.
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