Nach einem Hinweis des Innenministeriums hat die Finanzpolizei am Sonntagvormittag erneut eine „Teigtascherl-Produktion“ in einer Wiener Privatwohnung ausgehoben. Das Ehepaar, das die Beamten dort antraf, behauptete, ausschließlich für den Eigenbedarf zu kochen. Die Behörde glaubt das angesichts der riesigen Mengen an Zutaten sowie fertigen Produkten allerdings nicht.
„Beim Betreten der Wohnung nahmen die Finanzpolizisten einen intensiven Geruch und Dampf wahr, der nahelegt, dass die Produktion bis zum Eintreffen der Beamten auf Hochtouren gelaufen war“, schilderte Johannes Pasquali, Sprecher des Finanzministeriums, den Einsatz im Bezirk Rudolfsheim-Fünfhaus.
In der Wohnung in einem verwinkelten Altbau seien chinesische Spezialitäten wie Teigtaschen und Reistaschen zubereitet worden - „unter extrem unhygienischen Bedingungen“ und „in großen Mengen“, so der Sprecher. „Unmengen von Lebensmitteln“ waren demnach teilweise in vier großen Tiefkühltruhen gelagert, teilweise ohne Klimasystem oder Abdeckung oder aber auch einfach auf dem Boden gestapelt.
„Hinweise auf Produktion in großem Stil“
Es handelte sich um Zutaten wie Reis, Bambusblätter, Mehl, Rapsöl, getrocknete Kräuter und Trockenfrüchte, aber auch Fertigsaucen und Reiswein in unverschlossenen 25-Liter-Kübeln. „Der vorgefundene Reis, das Mehl und die Bambusblätter (Bild unten) deuten auf die Produktion von Teig- und Reistaschen in großem Stil hin“, sind sich die Beamten sicher. Damit wäre dies bereits die fünfte illegale Teigtaschenfabrik in Wien, die von der Finanzpolizei geschlossen wurde.
Das in der Wohnung angetroffene Ehepaar (beide 54) sagte aus, die Lebensmittel würden sowohl direkt aus China mitgebracht bzw. dort bestellt, und auch vom Naschmarkt würden sie Zutaten beziehen. Der Mann ist in einem Wiener China-Lokal angestellt, die Frau arbeitet in einem japanischen Lokal in Graz.
Arbeitete das Paar als Zulieferer für Lokale?
„Das Ehepaar sagte aus, dass die Großküche ausschließlich für den familiären Eigenbedarf produziere. Angesichts der vorgefundenen Großmengen an Lebensmitteln erschien diese Aussage allerdings nicht glaubwürdig“, so die Finanzpolizei. Vielmehr bestehe der Verdacht, „dass in der Wohnung eine illegale Betriebsstätte besteht, in der nicht-handelsübliche Mengen produziert wurden“. Das Paar könne „als Zulieferer für Lokale“ fungiert haben.
Gewerbebehörde und Marktamt verständigt
Ermittlungen laufen wegen abgabenrechtlicher Delikte, möglicher Verstöße gegen das Gewerberecht sowie offensichtliche Mängel bei der Lebensmittelsicherheit. Gewerbebehörde und Marktamt wurden verständigt. In den vergangenen Monaten - zuletzt Ende August - wurden in Wien tonnenweise illegal hergestellte Speisen aus dem Verkehr gezogen.
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