Er hat das visionäre Bild „Die ungebrochene Anziehungskraft der Natur“ Wirklichkeit werden lassen. 200.000 Menschen haben es live gesehen, Millionen rund um den Erdball darüber gestaunt. Jetzt ist die Kunstinstallation zu Ende gegangen. Klaus Littmann zieht im Interview mit „Kärntner Krone“-Chefredakteur Hannes Mößlacher Bilanz.
Herr Littmann, es liegen bewegte Jahre hinter Ihnen. Das Projekt „For Forest - die ungebrochene Anziehungskraft der Natur“ war ja nicht so leicht umzusetzen. Doch wie man eindrucksvoll sehen kann, ist es zum großen Erfolg geworden. Ihr Resümee?
Ich muss sagen, ich bin nach wie vor überwältigt, dass sich alles so eingestellt hat, wie ich es mir gewünscht habe. Das Bild stimmt hundertprozentig, es ist für mich immer noch kaum zu glauben. Von der Umsetzung her kann man es nicht besser machen.
Es ist also genau so, wie Sie es sich vorgestellt hatten?
Es ist sogar ein bisschen besser, weil es total stimmt, bis hin zu den Proportionen. Ich bin selbst noch immer ab und zu etwas sprachlos, dass all das nach so langer Zeit so wunderbar über die Bühne gehen konnte, inklusive Wetterglück und allem Drum und Dran.
Wir sitzen jetzt hier zu Mittag, es werden vermutlich bis zum Abend an die 200.000 Besucher gezählt werden; ist das eine Zahl, die Sie erwartet oder erhofft haben?
Nein, ich habe überhaupt keine Besucherzahlen erwartet, weil das ist ja schwer einzuschätzen. Ich finde es eine erstaunliche Zahl, denn es findet ja nicht in einer Großstadt statt, sondern an einem Ort, der verkehrstechnisch nicht so toll liegt; es ist Aufwand, wenn man herkommen möchte. Dass so viele Menschen den Weg hierher gefunden haben, ist unglaublich. Und vor allem, was ich seit der Eröffnung erlebe, die Resonanz, die Rückmeldungen, wie Menschen auf mich zugehen, mir gratulieren, sich bedanken, manche wirklich mit Tränen in den Augen vor dem Wald stehen; ich habe so viel zurückbekommen, was mich für vieles entschädigt, was nicht so toll war. Meine Bilanz ist eine sehr positive.
For Forest hat nicht nur als Kunstprojekt bewegt, es hat auch perfekt in die Zeit gepasst, perfekter sogar als es jemals zu erwarten gewesen wäre. Wie sehen Sie das?
Das irritiert mich nach wie vor, dass man ein Projekt, das so lange läuft, so punktgenau setzen kann. Es ist toll, dass das in dieser Massivität und Geschwindigkeit passiert ist, dass das Projekt so um die Welt gelaufen ist. Aber das ist andererseits auch eine dramatische Geschichte: da brennt zur gleichen Zeit der Amazonas-Regenwald, da entsteht massiv Bewusstsein für den Klimawandel durch Fridays For Future.
Die Wirren, die es im Vorfeld gegeben hat, die Anfeindungen - wie sehen Sie das alles im Rückblick? Trübt das das Gesamtbild? Oder gehört es zur Genese?
Das gehört dazu. Ich sitze jetzt vor diesem Wald, alles andere ist tempi passati. Ich bekomme so viel Positives zurück, ich lasse mir das Bild nicht trüben.
Ich nehme an, Sie werden sich jetzt eine Auszeit nehmen, oder gibt es schon neue Projekte?
Ja klar. Ich arbeite ja nie an einem einzigen Projekt alleine, es sind immer drei, vier parallel. Ich fahre am Montag mit meiner Frau nach Venedig, weil ich mir die Biennale anschauen möchte, dann noch ein paar Tage Mailand und schließlich zurück in die Schweiz. Dort werde ich mich um laufende Projekte kümmern. Da gibt es für mich ein neues Thema, das anknüpft, weil ich auch hier mit etwas Lebendigem gearbeitet habe. Das ist ein Thema, bei dem ich bisher nicht drinnen war; denn es wäre vermessen, wenn ich sagen würde, ich wäre ein Umweltaktivist gewesen, aber das interessiert mich sehr. Ich sehe als neues großes Thema das Wasser. Das möchte ich angehen.
Apropos Zukunft: Die Zukunft des Stadionwaldes dürfte möglicherweise nicht so ausfallen, wie es sich Sie und viele in Kärnten das vorgestellt haben, nämlich dass unmittelbar hier eine Nachnutzung zustande kommt, die For Forest in die Zukunft fortträgt. Wie sehen Sie das?
Da muss ich ganz offen sagen, ich finde das nicht gut. Es war eigentlich von Anfang an immer gedacht - und es ist auch von allen gesagt worden -, dass der Wald als Skulptur, als Installation, als Mahnmal in Klagenfurt bleiben soll. Es wurden dazu verschiedene Dinge angedacht, ich habe auch gesagt, ich würde mich da noch einmal richtig reinhängen und schauen, dass wir dazu ein tolles Holzgebäude bauen können. Da habe ich einen exzellenten Architekten im Visier, von dem ich weiß, dass er das machen würde; das wäre für Kärnten und Klagenfurt auch noch ein kleines, architektonisches Juwel geworden; das nutzbar gewesen wäre für Schüler und Studenten, um alle Themen, die For Forest beinhaltet, dort weiter zu behandeln. Wenn das nicht stattfindet, ist das eine verpasste Chance für Klagenfurt und Kärnten.
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