Vor zwei Jahren tötete Friedrich Felzmann im weststeirischen Stiwoll zwei Menschen. Danach flüchtete er mit seinem Kleinbus und verschwand ohne jede Spur. Die Fahndung ist weiter aufrecht, die „Steirerkrone“ suchte nach Fragen und Antworten.
Was ist am Sonntag, dem 29. Oktober 2017 im beschaulichen Stiwoll überhaupt passiert?
Es war 9.20 Uhr, als Friedrich Felzmann das Feuer mit einem Gewehr von seinem Haus aus auf seine verhassten Nachbarn eröffnete. Gerhard E. (64) wurde dreimal getroffen, die 55-jährige Adelheid H. zweimal. Beide starben. Einzig Martina Z. überlebte den Kugelhagel, wurde im Oberarm getroffen. Der Amokschütze stieg danach in seinen Kleinbus und suchte das Weite. Das Fahrzeug stellte er in einem nahe gelegenen Wald ab, seither fehlt von dem Amokschützen jede Spur. Felzmann steht auf der Liste der meistgesuchten Verbrecher Europas.
Wie kam es zu der Tat?
Mit seinen Nachbarn lag der Gesuchte schon jahrelang wegen eines Wegerechts durch seinen Hof im Clinch. Eigentlich hätte es am Tag der Tat zu einer Aussprache zwischen den Familien kommen sollen. Doch der Schütze kam dem Gespräch mit seinem tödlichen Plan zuvor.
Wieso konnte der heute 68-Jährige entkommen?
Diese Frage stellen sich alle Beteiligten wohl noch heute. Die Polizei geht von einer ungeplanten Aktion aus reinem Hass aus. Felzmann führte zu dem Zeitpunkt auch keinen Pass mit sich, da dieser bei der Behörde lag. Bargeld hatte er auch keines mit dabei. Jede einzelne Suchaktion blieb aber erfolglos. Lediglich der Kleinbus wurde in einem Waldstück entdeckt, danach verliert sich jede Spur.
Ist Felzmann noch am Leben, wo wird er vermutet?
Auch darüber scheiden sich die Geister. Viele, wie sein Bruder, sind davon überzeugt und glauben, dass er sogar eine ganze Menge Helfer hat. Immerhin war der als Querulant bekannte Mann über die Grenzen des Landes hinaus umtriebig. Andere hingegen sind von seinem Tod überzeugt, sie meinen, eine solche Flucht könne nicht gut gehen.
Wie gingen und gehen die Ortsbewohner mit den Geschehnissen um?
In Stiwoll wollen die Leute nicht mehr groß darüber diskutieren und sinnieren, Interviews und Gespräche mit Außenstehenden wurden von fast allen freundlich abgelehnt. Sie wünschen sich Normalität und versuchen, diese auch zu leben. Für die Angehörigen wird das Thema aber nie wirklich abgeschlossen sein.
Wie viele Polizisten waren und sind beim Fall Felzmann im Einsatz?
Die Polizei war rund 90.000 Stunden im Einsatz (die Gesamtkosten beliefen sich auf 3,5 Millionen Euro), 440 Hinweisen wurde nachgegangen. Es gab Durchsuchungen im Freilichtmuseum Stübing und auch in Häusern und Geräteschuppen. Bei einem Bauernhof, bei dem in einem Nebengebäude ein Kühlschrank ausgeräumt wurde, wurden DNA-Spuren gefunden und ausgewertet. Das Ergebnis aber war negativ.
Die „Soko Friedrich“ wurde im Februar 2018 eingestellt. Einen spektakulären Einsatz gab es danach noch in Deutschland: Im Dezember des Vorjahres glaubte ein Busfahrer in Hamburg, Felzmann erkannt zu haben. Der Mann sei darauf in ein Taxi gestiegen. Am Abend wurde das Hotel, in dem der Mann abgestiegen war, von mehreren Polizeikräften umstellt und durchsucht. Doch es handelte sich um einen falschen Alarm: Der Mann im Hotel hatte mit dem Stiwoller Doppelmörder nichts zu tun, soll ihm nur ähnlich gesehen haben.
Wie sieht der Ermittlungsstand in der Gegenwart aus, kommen noch Hinweise?
Die Fahndung ist natürlich weiterhin aufrecht, auch Hinweise erreichen die Ermittler weiterhin. Alleine heuer waren es 19 Hinweise, die zu Personenüberprüfungen und Durchsuchungen führten. Nach einem Jackenfund in Großstübing waren einmal mehr die Spürhunde unterwegs, aber auch dieser Tipp ging wieder ins Leere. Die größten Hoffnungen setzt man in Europol, wo immer wieder neue Kampagnen gestartet werden, um auf die „Most Wanted“-Liste aufmerksam zu machen. Dort werden entscheidende Hinweise zu Felzmanns Ergreifung mit 5000 Euro belohnt.
Kronen Zeitung
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