Nach dem „Krone“-Bericht über den für Mittwoch geplanten Auftritt von Alt-Bundespräsident Heinz Fischer im König-Abdullah-Zentrum in Wien gehen die Wogen hoch: Die FPÖ verlangt erneut die Schließung, das Außenministerium „prüft unverändert den Austritt“. Doch was steckt hinter der kontroversiellen Einrichtung?
Was passiert im König-Abdullah-Zentrum für interreligiösen und interkulturellen Dialog am Schottenring in Wien? Nichts Tragisches: Immer wieder werden Studien und Konferenzen zum Miteinander der Weltreligionen in Auftrag gegeben, der Vorstand besteht aus Vertretern des Judentums, des Christentums, des Islam, des Hinduismus und des Buddhismus. Es gehe darum, „Brücken zu bauen“, um „Toleranz, Respekt und den Dialog“ zwischen den Religionen.
Video: Emmanuel Adamakis, Metropolit der griechischen Orthodoxie, im November 2018 im krone.at-Gespräch über die Arbeit des Zentrums und die Rolle Saudi-Arabiens
Warum ist das eigentlich problematisch? Weil in Saudi-Arabien, dem Träger des Zentrums, keine Rede von „Toleranz, Respekt und Dialog mit anderen Religionen“ ist. Dort droht jedem, der von der dortigen Interpretation des Islam abfällt, Gefängnis, Folter und Tod. Das Zentrum ist laut Kritikern ein Feigenblatt Saudi-Arabiens zur Imagekorrektur im Westen.
Welche Konflikte gab es deswegen bereits mit Österreich? Praktisch jedes Mal, wenn besonders grobe Menschenrechtsverletzungen aus Saudi-Arabien bekannt werden, kommt es zu Protesten gegen das (grundsätzlich unbeteiligte) Zentrum in Wien. Zuletzt drohte im Juni die Hinrichtung eines Teenagers, der in Saudi-Arabien an Menschenrechtsdemonstrationen teilnahm. Die Folge waren erneut Aufforderungen, das Zentrum in Wien zu schließen.
Wieso tut sich Österreich so schwer, die Verträge mit dem Zentrum zu kündigen? Zum einen, weil der einseitige Ausstieg aus Amtssitzabkommen grundsätzlich schwierig ist. Zum anderen, weil in Saudi-Arabien oft Änderungen über äußere Einflüsse passieren - und das Kappen von diplomatischen Beziehungen die klerikalen Hardliner im Lande stärken könnte.
Paul Tikal, Kronen Zeitung/krone.at
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