Zweifel an Selbstmord

Pathologe: Epstein wurde in seiner Zelle erwürgt

Ausland
30.10.2019 20:51

Knapp drei Monate nach dem Tod des US-Millionärs Jeffrey Epstein werden erneut Zweifel an seinem offiziell erklärten Selbstmord laut. Die Beweise würden eher darauf hindeuten, dass der Investmentbanker in seiner Zelle ermordet wurde, sagte ein von Epsteins Bruder engagierter Top-Pathologe am Mittwoch. Michael Baden, der in seiner Karriere mehr als 20.000 Autopsien durchgeführt hat, widerspricht damit dem Befund der Behörden, wonach Epstein sich im August in dem Hochsicherheitsgefängnis erhängt habe.

Epsteins Verletzungen deuteten auf einen Tod durch Erwürgen hin, sagte der frühere New Yorker Gerichtsmediziner, der bei der Autopsie anwesend war, dem Sender Fox News. Mehrere Brüche in Epsteins Hals, insbesondere des Zungenbeins und an beiden Seiten des Schildknorpels, seien „sehr ungewöhnlich für Selbstmord“.

Jeffrey Epstein (Bild: AP)
Jeffrey Epstein

„Solche Brüche in 50 Jahren Tätigkeit nicht gesehen“
In 50 Jahren Tätigkeit habe er nicht gesehen, dass bei einem Suizid durch Erhängen diese drei Brüche aufgetreten wären, so der 85-Jährige, der laut „Daily Mail“ bereits an Fällen mit höchster Aufmerksamkeit gearbeitet hat - etwa in jenen um O.J. Simpson, John F. Kennedy, Musikproduzent Phil Spector oder den Ex-NFL-Star Aaron Hernandez. Insgesamt habe Baden in seiner Karriere mehr als 20.000 Autopsien vorgenommen.

Der ehemalige Gerichtsmediziner Michael Baden (Bild: AFP)
Der ehemalige Gerichtsmediziner Michael Baden

Badens Aussagen stützen auch die Theorie von Epsteins Anwälten und eben seinem Bruder, die den offiziellen Befund der Gerichtsmedizin anzweifeln.

„Gibt keinen Grund für eine zweite Untersuchung“
Die Chefin der New Yorker Gerichtsmedizin, Barbara Sampson, blieb am Mittwoch allerdings bei ihrer Einschätzung. Die gerichtsmedizinische Untersuchung sei „gründlich und vollständig“ gewesen, erklärte sie. „Es gibt keinen Grund für eine zweite medizinische Untersuchung durch unsere Behörde.“

Direkt nach Epsteins Tod wurden bereits Zweifel an einem Suizid laut. So wurde spekuliert, er sei ermordet worden, damit er keine kompromittierenden Informationen über einige seiner prominenten Bekannten preisgeben konnte. Epstein war in den USA wegen verschiedener Sexualverbrechen angeklagt. Bei einer Verurteilung hätten dem US-Millionär bis zu 45 Jahre Haft gedroht.

Staatsanwalt Geoffrey Berman gab die Anschuldigungen gegen Jeffrey Epstein bekannt. (Bild: AFP)
Staatsanwalt Geoffrey Berman gab die Anschuldigungen gegen Jeffrey Epstein bekannt.

Jahrelang Minderjährige missbraucht und an Freunde „verliehen“
Epstein hatte gute Kontakte zu zahlreichen Politikern und Prominenten, unter anderem zum britischen Prinzen Andrew und US-Präsident Donald Trump, der nach dem Tod Epsteins mit dem Finger auf die Clintons zeigte. Epstein soll jahrelang minderjährige Mädchen und junge Frauen sexuell missbraucht und zur Prostitution angestiftet haben. Eine Reihe von Frauen in den USA erhebt schwere Vorwürfe, denen zufolge Epstein sie auch an Freunde und Bekannte als „Sexsklaven“ weitervermittelt habe.

Brisant: Ein altes Party-Video zeigte US-Präsident Donald Trump mit Jeffrey Epstein. (Bild: MSNBC Screenshot)
Brisant: Ein altes Party-Video zeigte US-Präsident Donald Trump mit Jeffrey Epstein.
Prinz Andrew (Bild: AFP)
Prinz Andrew

Reporter filmten Epsteins „Pädophilen-Insel“
Erst kürzlich wurden Videos und Bilder veröffentlicht, die noch nie gezeigte Einblicke von einem der Anwesen bieten, auf dem minderjährige Mädchen sexuell missbraucht worden sein sollen: Epsteins „Pädophilen-Insel“. Die Aufnahmen werfen jedoch mehr Fragen auf, als sie Antworten liefern. Besonders mysteriös ist dabei ein kitschiger Tempel, in dem Sex-Partys stattgefunden haben sollen.

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