Ölpest vor US-Küste
BP-Trichter saugt 1,6 Millionen Liter Erdöl pro Tag ab
Roboter hatten seit Mittwoch die lecken Leitungen abgesägt bzw. abgezwickt, sodass das Rohöl nun direkt über dem fehlerhaften Blowout-Preventer austritt. Komplett kann der Ölfluss aber nicht mehr abgedichtet werden. Auf dem Live-Video-Feed (siehe Infobox) ist auch deutlich zu erkennen, dass aus der defekten Steigleitung weiterhin Öl an dem Trichter vorbei direkt ins Meer fließt.
BP-Sprecher Doug Suttles erklärte dazu, es seien derzeit noch absichtlich Öffnungen gelassen worden, um eine Verstopfung des Trichters durch chemische Reaktionen zwischen Öl, Gasen und dem fünf Grad kalten Meerwasser zu verhindern. Diese vier Abzugslöcher sollten aber nach und nach geschlossen werden, um größere Mengen Öl an die Oberfläche pumpen und sicher entsorgen zu können.
Obama nun "rasend vor Wut"
Selbst wenn dies gelingen sollte, "wäre das nur eine vorübergehende Lösung", warnte indes Thad Allen, Admiral der US-Küstenwache. Langfristig kann der Ölstrom nur durch zwei sogenannte Entlastungsbohrungen gestoppt werden, an denen bereits seit Anfang Mai gearbeitet wird - bis zur Fertigstellung werden aber noch mindestens zwei Monate vergehen. Insgesamt sollen seit dem Untergang der Bohrinsel "Deepwater Horizon" am 20. April schon 80 Millionen bis 174 Millionen Liter Öl ausgelaufen sein.
US-Präsident Barack Obama, der am Freitag seine Reise nach Indonesien und Australien platzen ließ, um erneut in die Golfregion zu fliegen, warf BP vor, unvorbereitet in die Katastrophe geschlittert zu sein. Der Konzern habe "die Konsequenzen seines Handelns nicht bedacht" und nach dem Unfall nicht schnell genug reagiert, sagte Obama. Er sei "rasend vor Wut", sagte der US-Präsident, dem US-Kommentatoren vorwerfen, er habe zwar die ohnehin beschränkten Handlungsmöglichkeiten der Regierung ausgeschöpft, aber der Bevölkerung gegenüber nicht genug Einsatz gezeigt.
Ölteppich bedroht Florida - und auch US-Ostküste
Der Ölteppich reicht inzwischen bis vor die Küste von Florida und bedroht dort die malerischen Strände. Computersimulationen zufolge könnten Meeresströmungen das im Golf von Mexiko ausgetretene Öl auch an die US-Ostküste und sogar über den Atlantik und bis nach Europa treiben. Einschränkend hieß es aber, dies seien nur Computermodelle und keine konkreten Vorhersagen. Der Forscher Martin Visbeck von der deutschen Universität Kiel erklärte, wenn das Öl Europa erreichen sollte, dann wäre es wahrscheinlich nicht mehr dick genug, um noch Schaden anrichten zu können.
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