Die Tiroler Skigebiete Pitztal und Ötztal wollen sich zusammenschließen - bei diesem Vorhaben ist ihnen allerdings ein Gipfel des Linken Fernerkogels im Weg. Die Erhebung soll daher einfach geschleift werden. Dafür sollen mehr als 750.000 Kubikmeter Gestein, Erde und Eis gesprengt und abgetragen werden, warnt aktuell die „Allianz für die Seele der Alpen“. Die Initiative fordert in einer Petition: „Hände weg von unseren Gletschern!“
Die österreichischen Gletscher schmelzen immer mehr dahin - zuletzt stellten Experten einen durchschnittlichen Schwund von 17,2 Metern innerhalb eines Jahres fest. Aufgrund dieser dramatischen Lage wundert es sehr, dass ausgerechnet für den Massentourismus ein ganzer Gletschergipfel abgetragen werden soll - die Erhebung soll um 40 Meter gekappt werden.
Es formt sich bereits Widerstand gegen das gigantische Projekt: Es handle sich dabei um „die größte Zerstörung unberührter Gletscherflächen seit Jahrzehnten“, warnt die Initiative. Mit einer Petition will man die Baumaßnahme bekämpfen und die „Neuerschließung von drei bisher unberührten Gletschern“ verhindern. Alpenverein, WWF und die Naturfreunde haben sich in einer „Allianz für die Seele der Alpen“ gegen das Vorhaben formiert, bei dem 72 Hektar Gletscher dem Wintersport zum Opfer fallen sollen.
Bauarbeiten könnten bereits nächstes Jahr starten
Konkret sei eine Fläche von mehr als 116 Fußballfeldern betroffen - es sollen drei Seilbahnen sowie Restaurants und Bars mit einer Kapazität von 1600 Gästen errichtet werden. Vier Kilometer an neuen Straßen und Wegen sowie ein befahrbarer Tunnel mit einer Länge von 600 Metern sei geplant. Wenn das Projekt genehmigt werde, könne schon im Herbst 2020 mit dem sechsjährigen Bau begonnen werden, warnt die Initiative.
Alpenverein: „Massiver Eingriff in hochsensible Gebirgslandschaft“
„Der geplante Gletscherzusammenschluss mit zusätzlichen 64 Hektar Pistenfläche ist ein massiver Eingriff in eine hochsensible Gebirgslandschaft“, ärgert sich Robert Renzler, Generalsekretär des Österreichischen Alpenvereins. Von dieser Fläche sollen zehn Hektar künstlich beschneit werden, „was einen riesigen Speicherteich notwendig macht, der bisher unberührte Fließgewässer ableitet“, so Renzler.
„Anstatt Gletscherverbauungen für neue Marketingsuperlative zu genehmigen, sollte die Politik nachhaltige Konzepte fördern, wo Tourismus und Naturschutz Hand in Hand gehen“, fordern Renzler und WWF-Alpenschutzexperte Josef Schrank in einer Aussendung.
Tourismus-Initiative stellt sich hinter Mega-Projekt
Doch nicht alle stehen dem Projekt so kritisch gegenüber wie Alpenverein, Naturfreunde und der WWF: Die Initiative „Lebensraum Pitztal“ erhofft sich eine touristische Weiterentwicklung der Region durch das Bauvorhaben - sie wurde von Menschen aus den Bereichen Hotellerie, Gastronomie, Beherbergung, Skischulen, Wanderführer sowie Urlaub am Bauernhof ins Leben gerufen. Ihr Vorwurf: „Die PR-Maschine der Alpenvereine und Umweltschutzverbände rollt mit voller Kraft voraus und bedient vornehmlich die Meinung ihrer meist urbanen Unterstützer. Wie aber die Menschen denken, die im Pitztal wohnen, die hier ihre private und berufliche Zukunft sehen, scheint niemanden zu interessieren“, so die Betroffenen.
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