Eigentlich wollte der Steirer Christoph S. nur seinen VW-Bus verkaufen. Einen Käufer hatte er bereits dafür gefunden. Doch bei der Übergabe stach der vermeintliche Interessent plötzlich auf den damals 48-Jährigen ein und brachte ihn beinahe um. Der „Krone“ erzählt das Opfer nun seine Geschichte.
Dass das Herz des Langenwangers Christoph S. noch schlägt, ist ein Wunder. Am 30. November 2018 durchlebte er in seinen eigenen vier Wänden die Hölle! Nichts hätte auf diese Wahnsinnstat hingedeutet. Der damals 48-Jährige wollte nur seinen VW-Bus, der ihn durch eine Weltreise begleitet hatte, verkaufen.
Einigkeit über den Kaufpreis
Mit dem Deutschen Claas H., der in Salzburg lebte, hatte er einen Kaufpreis von 18.000 Euro vereinbart, eine Woche später wollte der 22-Jährige das Fahrzeug mit einem Freund abholen. Wie ausgemacht erschien H. am Abend. „Aber alleine. Er sagte, sein Freund müsse noch einen Parkplatz suchen, und das Geld liege auch noch in dessen Wagen“, erzählt Christoph S. Dass es diesen Freund gar nicht gab, wusste er zu diesem Zeitpunkt noch nicht.
"Medien haben berichtet, es hätte Streit über den Kaufpreis gegeben. Das stimmt nicht, es war alles geregelt!"
Das Opfer, Christoph S.
„Immer wieder hat er zugestochen“
Im Wohn-Esszimmer besprachen die beiden kurz den Kaufvertrag. Plötzlich legte Claas H. seine rechte Hand auf den Rücken des Verkäufers, zückte ein Messer und rammte es ihm in den Bauch. „Das war so unerwartet, immer wieder hat er zugestochen!“ Der ganze Körper war von Stichen und Schnitten übersät. „Ich wusste, wenn ich überleben will, muss ich handeln. Er war so brutal!“
Schwerstverletzter griff in Messerklinge
Dann passierte das Unglaubliche: Als der Täter erneut zum Zustechen ausholte, ergriff der Schwerstverletzte mit letzter Kraft die Klinge des Kampfmessers und schlug ihm die Waffe aus der Hand. „Nimm das Auto, aber lass mich am Leben“, schrie er den Angreifer an. Und tatsächlich - der Täter setzte sich in den Bus und raste davon. Er kam aber nicht weit. Bereits an der nächsten Kreuzung donnerte er in eine Laterne, der Wagen ging kaputt.
Ein Inverview mit Gunther Ledolter, dem Anwalt von Christoph S., finden Sie in Ihrer Sonntags-„Krone“.
Sechsmal reanimiert
In größter Not schleppte sich der Obersteirer zu seiner Nachbarin, die sofort Alarm schlug. Sechsmal musste S. wiederbelebt werden, war dem Tod oft näher als dem Leben. Mehrere Wochen war nicht sicher, ob er es schaffen würde. Aber er ist am Leben. Claas H. ist nun rechtskräftig zu 20 Jahren Haft verurteilt. Für das Gericht war klar, dass der Messernarr die Tat eiskalt geplant hat und nie für den Wagen zahlen wollte.
„Ich empfinde keinen Hass“
Christoph S. und seine Familie haben noch immer mit den Folgen zu kämpfen. Weitere OPs stehen an. Wie für alle Opfer stellten sich finanzielle Fragen: „Anfangs stand ich alleine da. Meine Wohnung und die meiner Nachbarin waren komplett verwüstet. Durch den Unfall ist auch mein Bus weniger wert. Mir geht es finanziell gut, aber andere sind nach so etwas ruiniert! Für den Täter empfinde ich keinen Hass. Ich bin aber froh, dass er in Haft ist!“
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