Es waren nur sieben Minuten von insgesamt sieben Stunden Videomaterial, die reichten, um Heinz-Christian Strache vom politischen Parkett zu fegen. Strache sieht sich bis heute als Opfer einer Verschwörung, klagte erfolglos auf Herausgabe des berüchtigten Videos, das 2017 in einer Villa auf Ibiza entstand und mit seinem Auftauchen am 17. Mai 2019 die innenpolitischen Verhältnisse in Österreich komplett auf den Kopf stellte. Jetzt wurde bekannt, dass Strache nicht nur über den Rechtsweg versucht haben soll, an das brisante Material zu kommen, sondern angeblich auch Bares bot - was der ehemalige FPÖ-Chef freilich dementiert.
Das berüchtigte Ibiza-Video hat 2019 die Republik erschüttert - war darin doch zu sehen, wie Strache und sein damaliger Klubobmann Johann Gudenus im Juli 2017 auf Ibiza über Korruption und Medienbeeinflussung, besonders was die „Krone“ angeht, fantasieren. Der ehemalige FPÖ-Chef und sein Kompagnon mussten daraufhin das Feld räumen, die türkis-blaue Koalition platzte und am Ende wurde sogar neu gewählt.
Strache selbst betont bis heute, Opfer einer Verschwörung zu sein. Er sei in eine Falle gelockt worden und werde „nichts unversucht lassen“, die Hintermänner aufzudecken. Doch die politischen Wirrungen rund um die FPÖ sowie die Kandidatur seiner Frau Philippa, die schließlich nach dem Parteiauschluss als wilde Abgeordnete ins Parlament einzog, verleihen dem Gesagten nicht gerade viel Glaubwürdigkeit.
Sechsstellige Summe für Ibiza-Video?
Nun wurde bekannt, dass Strache, nachdem er auf dem Rechtweg gescheitert war, versucht haben soll, gegen finanzielle Anreize an das Videomaterial zu kommen. Denn „Süddeutsche Zeitung“ und „Spiegel“ weigerten sich mit Verweis auf medienrechtlich heikle Stellen in dem Video. Nur jene Stellen, an denen öffentliches Interesse besteht, sollen veröffentlicht werden, hieß es stets.
Doch Strache dürfte sich damit nicht abfinden haben wollen. Wie der „Standard“ und die „Presse“ unter Berufung auf nicht näher genannte Quellen berichten, sei Strache bzw. sein Umfeld bereit gewesen sei, eine sechsstellige Summe für den Kauf des Videos hinzulegen. Diese Angebote seien an die Hintermänner des Ibiza-Clips herangetragen worden, allerdings erfolglos.
„Zu keinem Zeitpunkt wurde Geld angeboten“
Der gefallene Ex-FPÖ-Obmann ließ dies am Montag via Anwalt dementieren. Zwar bestehe „seit der erstmaligen Veröffentlichung des Ibiza-Videos seitens meines Mandanten ein erhebliches und nachvollziehbares Interesse, das gesamte Video-Rohmaterial zu sichten“, heißt es. Allerdings soll „zu keinem Zeitpunkt Geld für die Herausgabe des Videos angeboten“ worden sein. Vielmehr versucht Strache aktuell, das Material über ein zivilrechtliches Verfahren von „SZ“ und „Spiegel“ zu erlangen - bislang ebenso erfolglos, da sich die renommierten Medien auf den Quellenschutz berufen.
Aufdecker verrät: „Das ist im ganzen Ibiza-Video zu sehen“
Auch Soko Ibiza hat das Video nicht
Auch die eingerichtete Soko Ibiza bzw. die Staatsanwaltschaft verfügen nicht über die sieben Stunden Material. So wurde auch bei dem unter Verdacht stehenden Anwalt, der das Treffen auf Ibiza eingefädelt haben soll, keine Kopie des Videos gefunden.
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