Besatzung verschleppt
Piraten griffen zwei Schiffe im Golf von Guinea an
Vor der Westküste Afrikas ist es innerhalb von zwei Tagen zu zwei Piraten-Angriffen auf Tanker gekommen. In den Gewässern vor der Hafenstadt Cotonou in Benin hätten Piraten am Samstag neun Besatzungsmitglieder eines norwegischen Frachters in ihre Gewalt gebracht, teilte die Reederei JJ Ugland am Montag mit. Zudem griffen Unbekannte in der Nacht auf Montag den griechischen Öltanker Elka Aristotle vor der Küste des Nachbarlandes Togo mit Waffen an, wie das griechische Ministerium für Handelsschifffahrt bekanntgab.
Piraten enterten zunächst am Samstag das norwegische Schiff MV Bonita, als dessen Besatzung dort auf einen Ankerplatz wartete, hieß es in der Mitteilung von Ugland. Unter den Verschleppten befindet sich demnach auch der Kapitän des Schiffes. Das Einsatzteam der Reederei behandle die Situation gemäß der Notfallpläne, die zuständigen Behörden und die Familien der Besatzungsmitglieder seien verständigt worden.
Um das Wohlbefinden der Entführten nicht zu gefährden, werde die Reederei die Situation zunächst nicht weiter kommentieren. Der norwegische Reedereiverband sprach davon, dass die Verschleppten von den Philippinen stammten. Weitere Crew-Mitglieder und das Schiff seien in Cotonou in Sicherheit. Benin hat rund elf Millionen Einwohner. Das Land liegt am Golf von Guinea und grenzt westlich an Togo und im Osten an Nigeria.
Angriff auf griechischen Tanker
Vor der Küste Togos kam es in der Nacht auf Montag zu einem weiteren Angriff. Piraten hätten den Öltanker Elka Aristotle vor dem Tiefseehafen der Hauptstadt Lome mit Waffen angegriffen, teilte das griechische Ministerium für Handelsschifffahrt mit. Vier der 24 Besatzungsmitglieder wurden demnach entführt, darunter ein Grieche, zwei Philippiner und ein Georgier. Nach Medienberichten soll bei dem Angriff ein Mensch durch eine Kugel verletzt worden sein. Das Außenministerium sei eingeschaltet worden.
Piratenüberfälle kommen an der Küste Westafrikas sehr häufig vor, gerade am Golf von Guinea, der sich von Liberia bis hinunter nach Gabun erstreckt. Nach Angaben des norwegischen Reedereiverbands ist die Bedrohung durch Piraterie in der Region seit Jahren hoch, durchschnittlich gibt es dort demnach jährlich rund 50 versuchte Angriffe auf die internationale Schifffahrt.
Gefahr besteht weiter
Die Gesamtzahl der Fälle ging nach Angaben des International Maritime Bureau (IMB), das Kriminalitätsfälle auf den Weltmeeren erfasst, in den ersten neun Monaten dieses Jahres im Vergleich zum Vorjahr zwar zurück. Die Gefahr von Piraterie und bewaffneten Raubüberfällen im Golf von Guinea besteht demnach aber weiter.
Ein Forscher vermutete wirtschaftliche Interessen hinter dem Vorfall vor Cotonou. „Angesichts der wenigen Informationen, die ich gesehen habe, deutet vieles darauf hin, dass das ökonomisch motiviert ist“, schrieb Morten Bøås vom Außenpolitischen Institut Norwegens (Nupi) dem norwegischen Fernsehsender NRK. Es scheine den Entführern um Lösegeld zu gehen - für Extremisten hätten die Besatzungsmitglieder von den Philippinen nur einen geringen symbolischen Wert. Bøås befürchtete, dass es länger dauern könnte, bis die Situation gelöst werden könne.
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