Der US-Softwaregigant Microsoft hat in seiner japanischen Niederlassung ein Arbeitszeit-Experiment gewagt und die Arbeitswoche einen Monat lang bei gleichem Gehalt auf vier Tage verkürzt. Das überraschende Ergebnis des Versuchs: Die Mitarbeiter waren nicht nur ein wenig, sondern ganz erheblich produktiver, obendrein schonte der Versuch die Umwelt.
Microsoft hatte seinen rund 2300 Mitarbeitern in Japan im August jeden Freitag bezahlt frei gegeben, die Höchstdauer von Meetings auf 30 Minuten begrenzt und das Personal ermutigt, sich vermehrt über Chat-Dienste statt persönlich auszutauschen. Die Vier-Tage-Woche bei voller Bezahlung entpuppte sich laut einem BBC-Bericht als voller Erfolg.
Obwohl die Arbeitszeit um 20 Prozent sank, stieg die Produktivität im Vergleich zum August des Vorjahres um beinahe 40 Prozent an. Der Stromverbrauch des Unternehmens sank durch die Maßnahme um 23 Prozent, außerdem druckten die Mitarbeiter um fast 60 Prozent weniger Dokumente aus - möglicherweise eine Folge der Meeting-Reduktion.
Arbeitswoche in Japan kann 80 Stunden haben
Dass Microsoft den Versuch ausgerechnet in Japan durchgeführt hat, hat einen Grund: Kaum wo auf der Welt arbeiten die Menschen im Durchschnitt länger. Laut einer Studie aus dem Jahr 2017 kommen Mitarbeiter in jedem vierten japanischen Unternehmen auf 80 Überstunden pro Monat - oft unbezahlt.
Da verwundert es kaum, dass der Versuch bei der Microsoft-Belegschaft viel Anklang fand. 92 Prozent der Mitarbeiter von Microsoft Japan befürworteten den Versuch mit der Vier-Tage-Woche, weshalb der Konzern im Winter eine zweite Runde starten will. Diesmal soll allerdings nicht bei vollem Lohnausgleich vier statt fünf Tage gearbeitet werden.
Andere IT-Konzerne wünschen sich 72-Stunden-Woche
Der Versuch bei Microsoft steht im Kontrast zu den Vorlieben in anderen IT-Konzernen - etwa beim chinesischen Amazon-Rivalen Alibaba. Dort verkündete Firmengründer Jack Ma vor einem halben Jahr: „Ich empfinde es als Segen, 12 Stunden zu arbeiten!“ Ma machte sich für sein Modell „996“ stark - also von neun bis neun, sechs Tage pro Woche - und erntete dafür international viel Kritik.
Auch hierzulande gibt es eine Arbeitszeitdebatte
Auch hierzulande wird spätestens seit der Arbeitszeit-Liberalisierung im vergangenen Jahr, die den Zwölf-Stunden-Tag mit sich gebracht hat, intensiv über das Für und Wider längerer bzw. kürzerer Arbeitszeiten debattiert. Einzelne Betriebe in Österreich, beispielsweise die Post, haben in diesem Zusammenhang bereits Sympathie für die Vier-Tage-Woche bekundet. Bei einer Mühlviertler Werbeagentur hat man die 30-Stunden-Woche eingeführt - und als Erfolgsmodell beibehalten.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.