„Moralische Gründe“
Ungarischer Bürgermeister tritt nach Sexskandal ab
Der erst vor Kurzem wiedergewählte Bürgermeister der westungarischen Stadt Györ wird nach eigenen Angaben unmittelbar nach der konstituierenden Sitzung des Stadtparlaments am Freitag zurücktreten. Kurz vor der Kommunalwahl am 13. Oktober tauchten in einem Internetblog Fotos und Videos auf, auf denen Zsolt Borkai bei einer Orgie mit Prostituierten auf einer Luxusjacht vor Kroatien zu sehen ist. Der Blog, dessen Urheber bis heute nicht bekannt sind, warf Borkai und seinem Umfeld zudem massive Korruption vor. Obwohl sich Borkai einer Lügenkampagne ausgesetzt sieht, zieht er die politischen Konsequenzen - „aus moralischen Gründen“, wie der ehemalige Olympiasieger im Turnen am Mittwoch in einem offenen Brief erklärte.
Der 54-Jährige erklärte, er trete „mit Blick auf die moralische Situation“ zurück, um den Weg für eine andere Person freizumachen, „die würdig ist, unsere geliebte Stadt zu führen“. Gleichzeitig wies er die Korruptionsvorwürfe des Blogs erneut entschieden als „Lügen“ zurück: „Ich habe nicht gestohlen und nicht betrogen.“ Die Beteiligung an der Sexorgie in Kroatien - laut Medienberichten sollen bis zu sechs Prostituierte an Bord gewesen sein - leugnete er nicht und bat um Entschuldigung, betonte aber, er habe die Reise „auf eigene Kosten“ unternommen.
Der Skandal wurde für das vergleichsweise schlechte Abschneiden von Fidesz, der Partei von Regierungschef Viktor Orban, bei den ungarischen Kommunalwahlen verantwortlich gemacht. Borkai, der seit 13 Jahren die prosperierende westungarische Industriestadt Györ regierte und als populär galt, wurde zwar wiedergewählt, jedoch vergleichsweise knapp. Unmittelbar nach der Wahl trat er aus Fidesz aus, nahm aber zunächst das Bürgermeisteramt an.
Regierung in Budapest erleichtert
Die ungarische Regierung zeigte sich am Mittwoch erleichtert über die Rückzugsankündigung. „Heureka!“, antwortete Kanzleiminister Gergely Gulyas auf eine entsprechende Journalistenfrage bei einer Pressekonferenz in Budapest, wie das Internetportal „Index“ berichtete. In Györ muss nach Angaben des Portals „24.hu“ innerhalb von 120 Tagen nach dem Rücktritt eines Bürgermeisters eine Neuwahl stattfinden.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.