Von Kugeln durchsiebt
Massaker an Mormonen: Bub rettete sechs Kinder
Es ist eine Gewalttat, die die Welt erschüttert: das Massaker an einer Mormonenfamilie in Mexiko. Drei aus den USA stammende Frauen und 14 Kinder gerieten in einen Hinterhalt - die Mütter und sechs der Kinder starben. Sie wurden von Kugeln durchsiebt, ihre Leichen und die Autos, mit denen sie unterwegs gewesen waren, angezündet. Dass nicht noch mehr Familienmitglieder Opfer der grausamen Bande wurden, ist einem 13-Jährigen zu verdanken: Er versteckte sechs Kinder unter Büschen und lief mehr als 22 Kilometer, um Hilfe zu holen. Dies gelang zum Glück auch seiner neunjährigen Schwester, die nach dem Überfall als vermisst gegolten hatte.
Mit drei Autos waren die Frauen, ursprünglich aus den USA, und die insgesamt 14 Kinder unterwegs, als sie bei Colonia LeBaron von bewaffneten Männern, wohl Mitglieder eines Drogenkartells, überfallen wurden. Die Fahrzeuge wurden durchsiebt, die Frauen und sechs Kinder starben im Kugelhagel. Dann zündeten die Männer die Fahrzeuge an und flüchteten. Die Bluttat dürfte ein Racheakt gewesen sein, denn Mitglieder der Familie machen sich für die Bekämpfung von Bandenkriminalität in Mexiko stark.
Mutter und zwei Brüder vor seinen Augen erschossen
Was die Angreifer zum Glück übersehen hatten: Acht Kinder überlebten die unfassbar brutale Attacke, wohl dank des 13-jährigen Devin Langford. Wie CBS berichtete, habe er, nachdem er zusehen musste, wie seine Mutter und zwei Brüder kaltblütig erschossen wurden, sechs Kinder vom Tatort weggebracht und unter Büschen versteckt. Nachdem er sie mit Zweigen zugedeckt hatte, lief er dem Bericht zufolge mehr als 22 Kilometer, um Hilfe zu holen.
Sieben Monate altes Baby hinter Rückbank versteckt
Die Überlebenden - zu ihnen zählt auch seine neunjährige Schwester McKenzie, die vier Stunden lang verletzt durch die Dunkelheit gewandert war, bevor sie gefunden wurde - wurden inzwischen nach Tuscon im US-Bundesstaat Arizona geflogen, wo sie im Krankenhaus behandelt werden. Fünf der Kinder hatten bei dem Hinterhalt Schusswunden erlitten - unter ihnen ein Baby.
Neun Monate altem Baby in die Brust geschossen
Der neun Monate alte Brixton wurde in die Brust getroffen. Die anderen Kinder - Kylie (14), Cody (8) und Xander (4) - erlitten Schüsse in die Beine, in den Rücken oder in die Wange. Das größte Wunder ist die sieben Monate alte Faith Langford. Ihre Mutter Christina hatte das Baby hinter der Rückbank versteckt, bevor sie ausstieg, um die bewaffneten Männer von ihrem Vorhaben abzubringen. Vergeblich: Sie wurde kaltblütig ermordet. Faith wurde laut CBS erst elf Stunden nach dem Blutbad gefunden.
Familie bekannt für Kampf gegen Bandenkriminalität
Die Opfer gehörten alle der Gruppe Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage an, die sich in den 1940ern in den Bergen von Sonora in Mexiko angesiedelt hatte. Die Mitglieder der Kirche stammen aus Mexiko und den USA und sind alle Teil der Familie LeBaron, von denen sich einige Mitglieder dem Kampf gegen die Bandenkriminalität verschrieben haben. Benjamin LeBaron, der vor zehn Jahren ebenfalls ermordet wurde, hatte SOS Chihuahua, eine Vereinigung zur Bekämpfung der Kartelle, gegründet. Auch sein Bruder Julian LeBaron ist für seinen Einsatz zur Eindämmung der Kriminalität bekannt.
Maria Ronita und vier ihrer Kinder getötet
Julian LeBarons Cousine Maria Ronita Miller und vier ihrer Kinder - unter ihnen acht Monate alte Zwillinge - starben bei dem Massaker an der Grenze zwischen den Bundesstaaten Chihuahua und Sonora nahe den USA, wie Julian LeBaron am Montag schilderte. Sie waren im ersten angegriffenen Fahrzeug gesessen und wollten ihrem Cousin zufolge Maria Ronitas Ehemann in Phoenix im US-Bundesstaat Arizona abholen, um gemeinsam einen Jahrestag zu feiern.
In den zwei weiteren Autos, die etwas entfernt vom ersten Tatort angegriffen wurden, fand man die Leichen von Devins Mutter Dawna Langford und seiner Brüder (elf und zwei Jahre alt) sowie jene von Christina.
Trump: „Manchmal braucht man eine Armee, um eine Armee zu besiegen“
US-Präsident Donald Trump bot dem Nachbarland Mexiko nach dem Massaker Hilfe im Kampf gegen die Kartelle an. Mexikos Präsident Andres Manuel Lopez Obrador habe die Bekämpfung der Drogenkartelle vorangetrieben, sie seien aber „so groß und mächtig geworden, dass man manchmal eine Armee braucht, um eine Armee zu besiegen“, twitterte Trump am Dienstag. Wenn Mexiko Hilfe brauche, seien die USA bereit, „sich einzubringen und die Arbeit schnell und effektiv zu erledigen“. Er warte nur auf einen Anruf „von eurem großartigen neuen Präsidenten“.
Lopez Obrador erklärte sich zu Gesprächen mit Trump über eine mögliche Kooperation bereit. Vor Reportern sagte er, er danke Trump für sein Angebot, es müsse aber geklärt werden, wie eine solche Hilfe aussehen könne, bei der gleichzeitig die Souveränität Mexikos respektiert werde.
Erste Festnahme
Eine erste Verhaftung gab es bereits: Eine Person sei im Bundesstaat Sonora an der Grenze zu den USA festgenommen worden. Sie habe zwei gefesselte und geknebelte Geiseln bei sich gehabt, berichtete die Nachrichtenagentur AP. Zudem seien vier Sturmgewehre samt Munition sichergestellt worden. Ob die Person mit dem Massaker in Verbindung steht, ist noch nicht bekannt.
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