500 Jobs in Gefahr

Offiziell: AUA schnürt 90-Mio.-Euro-Sparpaket

Österreich
07.11.2019 07:44

Jetzt ist es fix: Wie die „Krone“ bereits am Wochenende berichtete, werden die Austrian Airlines aufgrund massiver Gewinneinbrüche ein Sparkpaket schnüren. Donnerstagfrüh wurde bekannt, dass sich dieses auf 90 Millionen Euro belaufen soll. Man könne rote Zahlen im Gesamtjahr 2019 nicht mehr ausschließen, erklärte AUA-Finanzchef Wolfgang Jani. Es wird erwartet, dass die rot-weiß-rote Airline zahlreiche Mitarbeiter abbaut.

Die AUA verabschiedet sich von ihrem Ziel, heuer einen Gewinn zu schreiben. „Die Billigflieger-Schwemme und die gestiegenen Kerosinkosten drücken auf die Ticketpreise und somit auf unser Ergebnis“, erklärte Jani. Der AUA-Vorstand verschärft deshalb seinen Sparkurs. Anstatt 30 Millionen Euro sollen nun die Personal- und Sachkosten bis Ende 2021 jährlich um 90 Millionen Euro gesenkt werden.

(Bild: APA)

Gewinn nach neun Monaten um 85 Prozent eingebrochen
Nach neun Monaten ist der bereinigte operative Gewinn (Ebit) um 85 Prozent, von 110 auf 17 Millionen Euro, eingebrochen. In den Sommermonaten, dem dritten Quartal, lag das Ergebnis bei 70 Millionen Euro, um 33 Prozent unter dem des Vorjahreszeitraums. Während die Erlöse in den ersten drei Quartalen um zwei Prozent auf 1,696 Milliarden Euro sanken, stiegen die Kosten um vier Prozent auf 1,679 Milliarden Euro. Die Kerosinrechnung alleine ist den Angaben zufolge heuer bisher um 47 Millionen Euro höher ausgefallen, das ist ein Anstieg um 14 Prozent.

Werden 500 Mitarbeiter gekündigt?
Wie die „Krone“ bereits berichtete, droht ein Stellenabbau von rund 500 Mitarbeitern. Aktuell hat das Unternehmen 7038 Mitarbeiter, vor einem Jahr waren es noch 7104. Dem neuen AUA-Chef Alexis von Hoensbroech, seit 1. August 2018 im Amt, stehen also turbulente Zeiten bevor.

AUA-Chef Alexis von Hoensbroech (Bild: APA/Hans Klaus Techt)
AUA-Chef Alexis von Hoensbroech

Ryanair will in Wien Nummer eins werden
Die AUA steht an vorderster Front eines Duells zwischen dem größten und dem zweitgrößten Airlinekonzern in Europa, zwischen der AUA-Mutter Lufthansa und Ryanair aus Irland. Dazu kommt die ungarische Billigfluglinie Wizz Air, die ebenfalls nach der Pleite von Niki nach Wien gekommen ist. Der Preiskampf mit Billigfluglinien setzt der einstigen Staatsairline immer stärker zu. Ryanair-Chef Michael O‘Leary geht in Wien aufs Ganze - und nimmt damit bei Laudamotion auch höhere Verluste in Kauf.

(Bild: APA/dpa-Zentralbild/Jens Wolf)

„Es gibt Strecken, da sind Tickets um 19 Euro am Markt“, sagte ein Brancheninsider. „Es kann mir niemand erzählen, dass in Wien derzeit jemand Gewinne macht“, so der Insider weiter. Selbst Wizz-Air-Chef Jozsef Varadi sprach im Juni von einer ruinösen Marktsituation: „Die Pleiten haben zu einer enormen Überkapazität geführt, die Preise fielen in den Keller und verursachten ein Blutbad.“

Ryanair-Chef: „Wir werden aggressiv wachsen“
O‘Leary hat mit dem Kauf der Niki-Nachfolgeairline Laudamotion und den hohen Anfangsverlusten bereits mehr als 200 Millionen Euro in Wien investiert. Ein Rückzug wäre entsprechend schmerzhaft, und danach sieht es auch nicht aus. „Wir werden weiter aggressiv wachsen“, sagte O‘Leary bei einer seiner Pressekonferenzen in Wien. Erst vor zwei Wochen legte er nach: Nächstes Jahr soll die Flotte in Wien nicht auf 16, sondern auf 19 Flugzeuge steigen. In fünf Jahren will O‘Leary mit Laudamotion die AUA überholt haben.

Ryanair-Chef Michael O‘Leary (Bild: APA/Helmut Fohringer)
Ryanair-Chef Michael O‘Leary

Preiskampf ist Folge der Air-Berlin-Pleite
Der Preiskampf in Wien ist eine Folge der Pleite der einstigen Niki-Mutter Air Berlin. Nach den Insolvenzen 2017 haben mehrere Billiglinien versucht, das Erbe anzutreten, woraufhin ein Match zwischen dem Platzhirsch AUA und einer Handvoll Billigfluglinien wie Laudamotion, Level, EasyJet, Vueling und Wizz Air ausgebrochen ist.

AUA versucht Konkurrenz aus Wien zu vertreiben
Die AUA versucht seither mit Kampfpreisen, die Konkurrenz aus Wien zu vertreiben. Die spanische Billigfluglinie Level, eine Tochtergesellschaft des British-Airways-Konzerns IAG, hat bei der Expansion in Wien bereits zurückgesteckt und Wachstum nach Amsterdam verlagert. Auch die Lufthansa-Billigschiene Eurowings zieht Maschinen aus Wien ab. Dass im Frühjahr 2018 so viele Billigfluglinien nach Wien gekommen sind, hängt auch mit einem neuen Tarifsystem des Wiener Flughafens zusammen. Der Airport hat nach der Niki-Pleite mit 1. Jänner 2018 ein neues Anreiz-Programm gestartet. Mit Rabatten von bis zu 100 Prozent im ersten Jahr auf das Landeentgelt für neue Strecken lockte der Flughafen Airlines nach Wien.

(Bild: M. Hirsch)

Der Preisdruck hinterlässt auch Spuren bei den Arbeitsbedingungen. Die Gewerkschaft vida beklagt seit Längerem, dass der Konkurrenzkampf zulasten der Mitarbeiter gehe. So weigert sich Wizz Air, einen Kollektivvertrag abzuschließen, und zahlt für seine Wiener Crews die Lohnsteuern in der Schweiz. Bei Laudamotion werden neue Mitarbeiter über eine irische Leiharbeitsfirma angestellt. Das niedrige Grundgehalt für Flugbegleiter von 959 Euro netto sorgte kürzlich für Aufregung.

48-Stunden-Streik bei Lufthansa
Bei der AUA-Mutter Lufthansa hat in der Nacht auf Donnerstag unterdessen ein Streik der Flugbegleiter begonnen. Der zweitägige Ausstand habe wie angekündigt um Mitternacht begonnen, sagte ein Sprecher der Flugbegleitergewerkschaft UFO. Wegen des Streiks fallen am Donnerstag und Freitag voraussichtlich 1300 Flüge aus, 180.000 Passagiere sind betroffen. Weil an den Drehkreuzen München und Frankfurt viele Maschinen am Boden bleiben, fällt auch ein Großteil der lukrativen Überseeflüge aus. Auch am Flughafen Wien fallen Flüge aus.

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