Vergangene Woche startete der nächste große Dschihadisten-Prozess in Graz. Am Montag war der erste Angeklagte am Wort. Der ÖBB-Busfahrer soll als Obmann des Vereins Taqwa radikale Predigten gehalten haben. Dass er bei einem staatlichen Unternehmen arbeitet, kam in der Moschee gar nicht gut an.
Früher trug der Angeklagte einen langen Bart und kürzere Hosen. „Wie die Salafisten“, bemerkt der Richter. „Der Prophet wollte das so“, beteuert der Busfahrer. Dessen Beruf in der Moschee übrigens als Sünde tituliert worden sei. Er hätte lieber nicht arbeiten gehen sollen. Immerhin solle man Ungläubige hassen und dürfe ihnen nicht die Hand geben, soll ihm gegenüber ein Mitangeklagter geäußert haben. „In meinem Job kann ich aber keinem den Handschlag verwehren“, sagt er.
„Wäre nie in den Krieg gezogen“
Dass in der Moschee auch die IS-Flagge an einer Wand hängend präsentiert wurde, will er gar nicht bemerkt haben. Überhaupt sei seine Tätigkeit als Obmann eher am Papier geschehen. „Die richtigen Chefs, das waren andere.“ Dass etliche Vereinsmitglieder nach Syrien in den Krieg gereist und viele davon nicht mehr zurückgekehrt sind, will er auch nicht mitbekommen haben. „Ich selber wäre auch nie auf die Idee gekommen, in den Krieg zu ziehen.“
Auch Predigten gehalten
Obwohl nur „Obmann am Papier“, gibt der Mann allerdings zu, im Glaubensverein auch gepredigt zu haben. Vom Staatsanwalt werden diese als „faschistischer, radikal-islamischer Unsinn“ bezeichnet. „Ich hab’ mich mit meinen eigenen Predigten oft gar nicht identifizieren können. Es musste oft sehr schnell gehen, ich hab’ dann aus einem Buch etwas herauskopiert.“ Manchmal habe er die Reden auch von anderen Mitgliedern der Moschee bekommen. Er sei aber immer nervös und froh gewesen, wenn die Predigt vorbei gewesen sei.
Angst vor Mitangeklagten
In einem Schreiben an das Gericht hatte der Obmann auch eingestanden, Angst vor den „Anderen“ zu haben. Damit meinte er seine Mitangeklagten. Fortsetzung folgt heute
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.