Es begann mit Schlägereien untereinander und gipfelte letztlich in Einbrüchen und Raubüberfällen: Jene kriminellen Jugendbanden, die seit Monaten vor allem im Großraum Innsbruck ihr Unwesen treiben, sorgen bei Polizei und Staatsanwaltschaft für riesige Aktenberge. Mittlerweile ist schon von mehr als 140 Straftaten die Rede.
„Für die Mitglieder dieser Gruppen ist es offenbar eine besondere Auszeichnung, als Straftäter in Erscheinung zu treten. Es geht oft um Anerkennung und Respekt unter Gleichgesinnten“, sagt Innsbrucks Stadtpolizeichef Martin Kirchler. Seit etwa einem Jahr sei man vermehrt mit der Problematik von Jugendbandenkriminalität konfrontiert. Die Nachwuchsganoven fielen zunächst hauptsächlich durch Schlägereien untereinander auf - doch nach und nach gingen sie einen Schritt weiter, „spezialisierten“ sich etwa auf Einbrüche, Gewaltangriffe auf andere Jugendliche und Raubüberfälle.
130.000 Euro Schaden
Auch über die Grenzen Innsbrucks hinaus. Coups gab es zwischen Schwaz und Imst. Das war auch der Grund, weshalb sich das Landeskriminalamt im Frühsommer in die Ermittlungen einschaltete. Im September lag das Ergebnis vor: Allein 32 Jugendlichen und zwei Unmündigen im Alter von 13 bis 19 Jahren konnten insgesamt 121 Straftaten (unter anderem 85 Einbrüche in Firmen bzw. Geschäfte, vier in Wohnungen, fünf Raubdelikte) mit einem Gesamtschaden von 130.000 Euro nachgewiesen werden.
Zudem kristallisierte sich ein „harter Kern“ von acht Verdächtigen heraus. Brisant: Ein Krimineller soll an nicht weniger als 52 Coups beteiligt gewesen sein.
Von Anzeigen, Festnahmen und teils sogar U-Haft-Verhängungen ließen sich die Banden aber nicht abschrecken. Im Gegenteil: Allein im Herbst wurden bisher 20 weitere Coups - vorwiegend Gewaltdelikte - verzeichnet. Der Kreis des harten Kerns erweiterte sich zudem auf 14 Verdächtige. Sechs Jugendliche - zwei Österreicher, je ein Afghane, Russe und Ungar sowie eine Person mit ungeklärter Staatsbürgerschaft - befinden sich derzeit in U-Haft.
63 Personen involviert
Laut Thomas Ganza, Leiter der neu eingerichteten Ermittlungsgruppe, können mittlerweile 63 Personen, unter ihnen fünf weibliche, diesen Banden zugeordnet werden. Nicht alle seien aber straffällig geworden - bei vielen handle es sich um Mitläufer. Bei der Staatsanwaltschaft türmen sich die Akten. Ein großer Akt, der 22 Jugendliche betrifft und mehr als 20 Bände (!) umfasst, wurde laut Sprecher Hansjörg Mayr bereits zur Anklage gebracht.
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