Seit Montag ist es fix: An den hölzernen Verhandlungstisch werden die Teams rund um Sebastian Kurz und Werner Kogler treten. Nach dem fulminanten Krach mit Blau sind sie allerdings der nächste unsichere Partner.
Gewiss, die Grünen haben kaum etwas mit der FPÖ gemeinsam. Weder haben sie eine Historie, die einen Rausverkauf der Republik vermuten lässt, noch durchziehen ihre Partei „bedauerliche Einzelfälle“, noch ist es einem Werner Kogler zuzutrauen, dass er sich seine Miete zum Teil von Parteigeldern zahlen und seine Gattin mit Guccitaschen auf die goldene Spesenkreditkarte finanzieren lässt. Das werden keine Stolpersteine für eine mögliche Zusammenarbeit sein.
Harmonie-Show wird es keine geben
Vielmehr könnten hingegen ganz andere Dinge zum Unsicherheitsfaktor für eine stabile Koalition werden. So ist zum Beispiel anzunehmen, dass sich die aufmüpfige grüne Basis kaum einer türkisen Message Control beugen wird. Auch wenn nun zwischen beiden sanftere Töne gewechselt werden und selbst einer Sigrid Maurer ein Lob für Sebastian Kurz über die Lippen huscht - es werde auch wieder Zeiten kommen, in denen der wahre, unbändige Geist der Grünen hervorkommt.
Ein Werner Kogler ist bekannt dafür, immer einen griffigen Spruch auf den Lippen zu haben, und wird wohl auch kaum in einer Regierungskonstellation zu einem handzahmen Welpen mutieren, der sich mit dem Stöckchenbringen begnügt, solange es Leckerlis gibt, wie einst ein Heinz-Christian Strache. Eine inszenierte Harmonie-Show ist nicht zu erwarten.
Werden die Grünen überhaupt mit Kurz auf die Dauer können?
Genauso wie die Grünen wird sich Sebastian Kurz radikal ändern müssen, wenn diese Konstellation denn halten soll. Die Warnung vor einem „NGO-Wahnsinn“ wird unter einer sprachsensiblen Partei wie den Grünen sicherlich nicht goutiert werden. Es ist anzunehmen, dass solch kritische Sprachbilder nicht unkommentiert und unter Wahrung des koalitionären Honeymoons stehen gelassen werden. Was per se nichts Schlechtes ist.
Eine Alternative gibt es dennoch nicht
Obwohl eine Koalition mit Grün realistisch gesehen nur ein weiterer Versuch in Richtung Stabilität für das Land ist, ist es ein Versuch, der alternativlos ist. Die FPÖ hat sich bereits selbst aus dem Spiel genommen und solange die Schatten der Vergangenheit noch durch die Gassen ziehen und für allgemeines Unheil sorgen, ist das auch nur zu verständlich. Schließlich weiß keiner, was da noch kommen kann.
Wenngleich viele Politikexperten die SPÖ noch als möglichen Back-up-Plan sehen, ist auch ein kurzfristiger Schwenk zu den Roten kaum eine denkbare Alternative. Die Gefühlskälte zwischen SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner und Kurz ist auch durch die Fernsehbildschirme hautnah spürbar.
Die Parlamentarier waren im Jahr 2007 sehr optimistisch, als sie ein neues Wahlrecht beschlossen haben und die Legislaturperiode von vier auf fünf Jahre verlängert haben. Die Vergangenheit zeigt, dass sowieso kaum eine Regierung so lange gehalten hat. Ob es mit Türkis-Grün so lange klappen wird? Man wird sehen.
Katia Wagner, krone.at
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