„Kam noch nie vor“

Tödliche Hundeattacke: Für Zugriffe ausgebildet

Niederösterreich
14.11.2019 12:50

Die beiden Belgischen Schäferhunde, die in der Nacht auf Donnerstag einen Jagdkommando-Soldaten in der Flugfeld-Kaserne in Wiener Neustadt getötet haben, waren klassische Zugriffshunde. „Ihre Aufgabe ist es, den Angreifer unschädlich zu machen“, erläuterte Bundesheersprecher Michael Bauer. Dass die Diensthunde Soldaten attackiert haben, sei bisher nicht vorgekommen. „Es ist noch niemand gröber verletzt worden“, sagte Bauer.

Die Tiere des Jagdkommandos sind so ausgebildet, dass sie beispielsweise bei der Erstürmung eines Hauses den Feind ausschalten. „Läuft der Angreifer davon, stellt ihn der Hund. Wenn sich der Angreifer nicht mehr wehrt, hört der Hund auf“, sagte Bauer.

Ein Belgischer Schäferhund des Jagdkommandos (Bild: Bundesheer/Pusch)
Ein Belgischer Schäferhund des Jagdkommandos

70 Hunde im Militärdienst
Seit dem Jahr 1964 gibt es beim Bundesheer Militärhunde. Aktuell sind es 70 Diensthunde. Sie alle werden im Militärhundezentrum des Bundesheeres in Kaisersteinbruch ausgebildet. Bisher wurden so 1800 Rottweiler gezüchtet und trainiert, damit ist es die größte Rottweilerzucht der Welt. Diese Hunderasse bildet etwa 90 Prozent des Gesamthundebestandes des Heeres. Darüber hinaus werden auch deutsche und belgische Schäferhunde sowie Labradorhunde und Jagdhunde ausgebildet. Die Tiere werden für Aufgaben im In- und Ausland eingesetzt.

Ein Belgischer Schäferhund des Jagdkommandos (Bild: Bundesheer/Pusch)
Ein Belgischer Schäferhund des Jagdkommandos

Alle im Dienst befindlichen Hunde werden einmal jährlich durch Mitarbeiter der Hundestaffel, einen Veterinärmediziner und einen für militärische Sicherheit zuständigen Offizier überprüft. Dabei wird die Einsatzbereitschaft und der Gesundheitszustand des Tiers beurteilt, aber auch die Kenntnisse des Hundeführers im Wach- and Sicherungsdienst.

Spielerisch vorbereitet
Unter Ausnutzung der Prägungsphasen werden die Welpen bereits ab der fünften Lebenswoche durch eigenes Personal spielerisch auf ihre künftigen Aufgaben vorbereitet. Die umfangreiche Palette beinhaltet das Kennenlernen ihres Umfeldes und verschiedener Umwelteinflüsse sowie die Sozialisierung mit anderen Hunden und Menschen. Mit etwa 15 Monaten beginnt die eigentliche Ausbildung, welche in Kursform und vom Hundeführer selbst, unter Aufsicht and Anleitung des Ausbildungspersonals, durchgeführt wird.

Strenges Auswahlverfahren für Hundeführer
Neben der Ausbildung der Hunde wird auch der Schulung des Hundeführers große Bedeutung beigemessen. Bevor ein künftiger Hundeführer mit der Ausbildung beginnen darf, hat er eine 14-tägige Überprüfung über sich ergehen zu lassen. Hier durchläuft er mehrere Stationen, die ihn in die Fütterung, Pflege und Ausbildungsgrundlagen eines Hundes einweisen.
 Ein Abschlusstest über das Erlernte komplettiert das Programm and entscheidet über die Zulassung zur Teilnahme am Militärhundeführer-Lehrgang.

Ein Tier wie die vom Bundesheer als Zugriffshunde Gehaltene, „trifft man nicht auf der Straße. Das sind eigens gezüchtete und speziell ausgebildete Hunde“, sagte Gerald Pötz vom Österreichischen Hundehalterverband (ÖHV). Der Besitz derart trainierter Tiere sei Privatpersonen untersagt.

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