Neue Unwetter drohen
Venedig unter Wasser: „Es ist wie ein Krieg“
Während Venedig mit den Folgen des verheerenden Hochwassers kämpft, warnt der italienische Zivilschutz vor neuen Unwettern mit starkem Wind. Die Bewohner der Lagunenstadt sind geschockt. „So etwas habe ich noch nicht gesehen“, sagte der Venezianer Ezio Toffolutti: „Eine Katastrophe. Es ist wie ein Krieg.“
Der Wasserstand war, getrieben durch heftige Winde, in der Nacht auf Mittwoch auf 187 Zentimeter über dem Meeresspiegel gestiegen - der höchste Wert seit 1966. Neben dem Markusplatz und dem Dom waren Hotels, Geschäfte und Wohnhäuser überflutet worden. Schiffe gingen unter, Gemäuer wurden zerstört.
Schulen und Kindergärten blieben auch am Donnerstag geschlossen, der Schiffsverkehr ist extrem eingeschränkt. Die Oper La Fenice sagte Aufführungen ab. Die Kunst-Biennale dagegen öffnete wieder, nachdem das Gelände am Mittwoch gesperrt war und die Kunstwerke auf Schäden überprüft wurden.
Wut bei Bewohnern
Wissenschaftler führen die zunehmenden Fluten in Venedig auf den Klimawandel zurück, der den Meeresspiegel ansteigen lässt. Viele Bewohner sind auch wütend über das Versagen der Politiker und werfen ihnen vor, die Stadt an Tourismus- und Kreuzfahrtunternehmen verkauft zu haben und sich nicht wirklich um den Schutz zu kümmern. Kritik entzündet sich vor allem am Flutschutz MOSE. Der Bau des Hochwasserprojekts, der sechs Milliarden Euro verschlungen haben soll, hatte 2003 begonnen, verzögert sich jedoch seit Jahren wegen Korruptionsskandalen und auch Kritik von Umweltschützern. Umstritten ist, ob die mobile Deichanlage Venedig tatsächlich vor Hochwasser schützen kann.
Premier Giuseppe Conte, der am Mittwochabend die überschwemmte Markusbasilika besuchte, versprach, sich für die rasche Fertigstellung von MOSE einzusetzen. Vor 2021 werde das Dammsystem jedoch nicht eingeweiht werden können. Bis dahin wird Venedig wohl noch mehrmals „Acqua alta“ erleiden müssen.
Kronen Zeitung
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