Das Wiener Landesgericht ist am Donnerstag erneut der Frage nachgegangen, ob Ex-FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache im Ibiza-Video „Österreich“-Herausgeber Wolfgang Fellner als „Schneebrunzer“ bezeichnet hat. Der Zeitungsmacher hatte das Boulevard-Blatt „Heute“ geklagt, weil es genau ebendies berichtet hatte. Strache selbst konnte sich während der Verhandlung nicht daran erinnern, ob er das Schimpfwort auf der Urlaubsinsel überhaupt verwendet habe - es sei ja immerhin sehr viel Alkohol geflossen.
Die Zeitung hatte Mitte August anlässlich des Erscheinens eines Enthüllungsbuchs der deutschen Ibiza-Aufdecker Frederik Obermaier und Bastian Obermayer berichtet, Strache habe Fellner in einer bisher nicht öffentlich gemachten Video-Sequenz auf Ibiza „Schneebrunzer“ genannt. In dem Buch selbst wird Fellner allerdings gar nicht namentlich erwähnt. Dort ist nur von einem „Schneebrunzer von der Boulevardzeitung ,Österreich‘“ die Rede, über den Strache im Ibiza-Video gesprochen haben soll. Fellner ist laut seinem Anwalt damit „weder wörtlich noch sinngemäß“ gemeint gewesen, weshalb er wegen übler Nachrede bzw. Beschimpfung nach Paragraf 6 Mediengesetz geklagt hat.
„Nicht nüchterner Zustand“ sorgt für Gedächnislücke
Strache konnte als Zeuge im Prozess nicht bestätigen, dass er Fellner so beschimpft habe. „Ich kann mich überhaupt nicht erinnern, diesen Begriff verwendet zu haben“, sagte der ehemalige FPÖ-Chef, der vor dem Gerichtssaal auch aufgrund der Causa Casinos Austria von Journalisten belagert wurde. „Ich wäre froh, wenn man das Video herbeischaffen würde“, sagte Strache. „Wenn man sieben Stunden irgendwo redet, womöglich in einem nicht nüchternen Zustand, kann man sich nicht an alles erinnern“, erklärte der ehemalige Vizekanzler.
Weil Fellners Anwalt Peter Zöchbauer weiterhin auf Aussagen der Journalisten Frederik Obermaier und Bastian Obermayer beharrte, wurde auf unbestimmte Zeit vertagt. Die beiden hätten eigentlich am Donnerstag schon vor Gericht erscheinen sollen, blieben allerdings unentschuldigt fern. Die Redakteure der „Süddeutschen Zeitung“ sind allerdings im Dezember in Wien: Sie unterrichten zum Thema Enthüllungsjournalismus an der Uni.
Auch Strache kam am ersten Verhandlungstag im Oktober seiner Ladung nicht nach, weshalb er mit einer Ordnungsstrafe von 700 Euro belegt wurde. Zum nächsten Verhandlungstag soll auch „Falter“-Chefredakteur Florian Klenk geladen werden. Er hat das gesamte mehrstündige Ibiza-Video gesehen.
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