Steiermark History

Die Geheimnisse der Liezener „Dumba-Villa“

Steiermark
17.11.2019 12:00

Ein reicher Industrieller aus Wien trat als Gönner des Ennstals im 19. Jahrhundert auf - der repräsentative Wohnsitz von Nikolaus Dumba wurde nun renoviert. Dabei kam Erstaunliches zutage!

Sie war einst ein illustrer Ort, wo Kultur lebendig wurde, Kunstschaffende einander begegneten und Literaten ein und aus gingen. Mit dem Tod ihres Besitzers Nikolaus Dumba verblasste der Glanz der Villa, die stolz dessen Namen trug, zusehends. Das noble Haus, das Gloria, Charme und Ringstraßen-Flair der weit entfernten Kaiserstadt Wien in das provinzielle obersteirische Liezen gebracht hatte, verfiel im Laufe der Jahrzehnte beinahe zur vergessenen Ruine. Nur der Name „Kleine Dumba-Villa“ erinnerte noch an die große Historie vergangener Zeiten.

Ein Foto-Schatz des Stadtarchivs: ein Bild der „Kleinen Dumba-Villa“ aus dem Jahr 1935. (Bild: Stadtarchiv Liezen)
Ein Foto-Schatz des Stadtarchivs: ein Bild der „Kleinen Dumba-Villa“ aus dem Jahr 1935.

Räume glichen Rumpelkammern
Wie ehedem Nikolaus Dumba kam auch Johann Josef Böker von Wien nach Liezen, wo das leer stehende Gebäude im Fachwerkstil, dessen Räume längst zu düsteren Rumpelkammern verkommen waren, zum Verkauf stand. Die Villa zog den emeritierten Professor für Architekturgeschichte der Universität Karlsruhe und seine Frau Regina vom ersten Augenblick an in ihren Bann. Die beiden kamen, um zu bleiben. Und um ein neues Lebenswerk nach der Pensionierung zu schaffen: dem geschichtsträchtigen Haus wieder neues Leben einzuhauchen.

Industrieller brachte es durch Baumwoll-Importe zu Reichtum
Drehen wir das Rad der Zeit aber in das Jahr 1875 zurück: Nikolaus Dumba, ein aus Griechenland stammender Industrieller, der es durch kluge Baumwoll-Importe zu immensem Reichtum gebracht hatte, hatte sich in diesem Jahr zu seiner Gutsanlage in Liezen auch noch ein Herrenhaus errichten lassen. Die jetzige „Kleine Dumba-Villa“. Ihr „großer Bruder“, die früher luxuriöse Hauptvilla, musste übrigens in den 1960er-Jahren Siedlungsbauten weichen.

Das in Brauntönen nach originaler Vorlage neu gestrichene Klavierzimmer im südlichen Trakt der kleinen Liezener Dumba-Villa. (Bild: Juergen RadspielerJürgen Radspieler)
Das in Brauntönen nach originaler Vorlage neu gestrichene Klavierzimmer im südlichen Trakt der kleinen Liezener Dumba-Villa.

Förderer für Liezen
Dumba trat als Förderer für Liezen auf, liebte die Jagd, den Grimming, die gute Luft und die „großartig schöne Gegend“ des Ennstals, wie er anno dazumal schrieb. Als hoher, liberaler Politiker der Donaumonarchie lud er neben Künstlern auch Parteikollegen aus Wien in seine Besitzungen nach Liezen. Bis zu seinem überraschenden Tod auf einer Dienstreise im Jahr 1900 verbrachte er dort jeden Sommer.

Farben der Räume sollten auf den Körper wirken
„Als wir das Haus zu renovieren begannen, mussten wir erst das Gerümpel wegräumen. Danach gingen wir daran, die Wände freizulegen, um zu den ursprünglichen Farbschichten zu gelangen“, erklärt Johann Josef Böker. Diese Restaurierung förderte höchst Spannendes zu Tage: Man stieß auf ungewöhnliche, interessante Farbkombinationen, mit welchen die Wände gestrichen waren. „Dumba war mit dem Mediziner Ernst Brücke befreundet, der sich mit der Wirkung von Farben auf den menschlichen Organismus beschäftigte. Nach seinem Werk, der ,Farbphysiologie‘, wurde die Innenausmalung vorgenommen“, erklärt Böker.

Kahle Wände: Das Ehepaar Böker in einem noch nicht restaurierten Raum. (Bild: Juergen RadspielerJürgen Radspieler)
Kahle Wände: Das Ehepaar Böker in einem noch nicht restaurierten Raum.

Restaurierung nach dem Original
Und genau nach diesem System restaurierte der Professor auch die Villa, wobei noch nicht alle Räume den allerletzten Anstrich erhalten haben. „Die südlichen Räumlichkeiten waren in Ocker-Tönen gestrichen, welche die Abendsonne zum Leuchten brachte. Die nördlichen, darunter das Schlafzimmer, in Grau-Tönen. Die Ocker-Farben sollten den Körper wärmen, die grauen abkühlen.“ Eine Ausnahme: Das Esszimmer lag südlich - und hatte trotzdem gräuliche Ornamente an den Wänden. „Während man die warmen Speisen zu sich nahm, erhitzte sich der Körper und verlangte danach nach Abkühlung - deshalb die Grautöne“, schmunzelt Böker. Ob auch er und seine Gattin die Wirkung der nach der Originalvorlage wiederhergestellten Farben spüren? „Ja, auf jeden Fall, wir fühlen uns in jedem Raum herrlich wohl!“

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