Protest-Jahrestag
„Gelbwesten“: Die Gewalt ist zurückgekehrt!
Offenbar wollten die „Gelbwesten“ in Frankreich am ersten Jahrestag ihrer Proteste gegen soziale Missstände und die Regierung von Emmanuel Macron ein kräftiges Lebenszeichen von sich geben. Das ist der Protestbewegung auch teilweise gelungen. Nicht nur in Paris brannten zahlreiche Autos und Barrikaden, flogen Pflastersteine und wurden Straßen und Kreuzungen blockiert. Auch in zahlreichen anderen Teilen des Landes erhoben sich die „Gelbwesten“. Bis zum frühen Abend gab es alleine in Paris mehr als 60 Festnahmen.
Aus Sorge vor größeren Ausschreitungen - man rechnete mit Hunderten gewaltbereiten Aktivisten, die auch in den vergangenen Monaten immer wieder die Sicherheitskräfte provoziert hatten - sorgte die Polizei vor. So war zum Beispiel die Prachtmeile Champs Elysees für Demonstranten gesperrt. Auch an anderen Orten wurden Demonstrationsverbote verhängt. Ein massives Aufgebot an Bereitschaftseinheiten der Polizei stand bereit. Ein Einkaufszentrum auf dem Platz schloss zu Mittag nach den ersten Zwischenfällen. Mehrere Dutzend vermummte, schwarz gekleidete Demonstranten zerstörten die Fenster eines benachbarten Hotels.
Feuerwehrleute an der Arbeit gehindert
In der Hauptstadt eskalierte die Lage auf dem Place d‘Italie, wie Journalisten der Nachrichtenagentur AFP beobachteten. Polizisten gingen mit Tränengas gegen Demonstranten vor und versuchten vergeblich, kleine, sehr mobile Gruppen von teilweise vermummten Demonstranten auseinanderzutreiben, die sich unter mehrere Dutzend „Gelbwesten“ mischten. Demonstranten wurden verletzt und Feuerwehrleute an der Arbeit gehindert.
Die Polizeipräfektur kritisierte auf Twitter „die skandalöse Haltung der Demonstranten, die Feuerwehrleute mit Pflastersteinen bewerfen und ihr Eingreifen auf der Place d‘Italie verzögern“. Wegen der Gewalt und der Ausschreitungen untersagte die Polizei eine für den Nachmittag angekündigte Demonstration, die auf dem Place d‘Italie beginnen sollte.
„Das wird knallen, das wird knallen“
Im Nordwesten von Paris griffen Sicherheitskräfte in der Nähe der Porte de Champerret ein, als mehrere Dutzend „Gelbwesten“ kurzzeitig die Stadtautobahn besetzten. „Das wird knallen, das wird knallen“, skandierten die Demonstranten. „Wir sind da, auch wenn Macron das nicht will“, riefen sie an die Adresse von Staatspräsident Emmanuel Macron.
Er sei nach Paris gekommen, „weil wir keine Antwort von Macron haben, außer völlige Geringschätzung“, sagte der aus Dijon stammende Demonstrant John. Die Steuern und die Kraftstoffpreise würden weiter steigen. „Wir werden weiter demonstrieren, bis sich etwas bewegt“, sagte er.
Die „Gelbwesten“ hofften anlässlich des ersten Jahrestages wieder auf größeren Zulauf für ihre Bewegung. Zum ersten landesweiten Protesttag am 17. November 2018 waren nach offiziellen Angaben mehr als 280.000 Demonstranten in gelben Warnwesten auf die Straßen geströmt, um gegen hohe Kraftstoffpreise und soziale Ungleichheit vorzugehen. Nach Krawallen in Paris sah sich Frankreichs Präsident Emmanuel Macron zu milliardenschweren Zusagen gezwungen. Zuletzt ließ die Beteiligung an den Protesten deutlich nach.
Bewegung hat viel an Zuspruch verloren
Laut jüngsten Umfragen sympathisieren gut 50 Prozent der Franzosen mit der Bewegung gegenüber anfänglich mehr als 80 Prozent. Allerdings wünscht sich eine deutliche Mehrheit ihr Ende. Das liegt vor allem an der Gewalt bei vielen Protestaktionen und dem Gefühl, dass die Bilanz mager ausfällt.
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