Wanderer, Radler und alle anderen, die gern draußen in der Natur sind, wissen: Der Aufenthalt im Freien, am besten in unberührter Natur, tut uns Menschen gut. Er senkt unser Stressniveau, lässt uns besser schlafen und löst Denkblockaden. Australische Forscher haben bei einer Studie an fast 20.000 Menschen nun versucht, die gesundheitlichen Vorteile unberührter Natur zu quantifizieren und ihnen einen Wert zu geben. Ihr Ergebnis: Nationalparks sparen den Staaten dieser Erde jährlich umgerechnet 5,4 Billionen Euro an Behandlungskosten.
Das Forschungsteam aus Ökologen, Psychologen und Ökonomen der australischen Griffith University in Brisbane unter Leitung des Ökologen Ralf Buckley hat für die Studie fast 20.000 Australier befragt - teils persönlich nach Wanderungen durch Nationalparks, teils per Online-Fragebogen. Abgefragt wurden die Gewohnheiten beim Besuch von Nationalparks, das seelische Wohlbefinden, der Lebensstil sowie soziale, demographische und ökonomische Charakteristika der Probanden.
Der Hintergedanke der Studie: „Um finanzielle und politische Unterstützung für Nationalparks zu erhalten, ist es nützlich, zu zeigen, dass sie auch einen ökonomischen Wert haben“, erklärt Buckley im Wissenschaftsmagazin „Popular Science“. Deshalb haben die Forscher zunächst ausgerechnet, wie stark das persönliche Wohlbefinden von Aufenthalten in der unberührten Natur profitiert - und dann weiter errechnet, wie hoch die Behandlungskosten wären, wenn es diese Effekte nicht gäbe.
Man kann von Zecken gebissen werden und dann unzufrieden sein. Aber auf die Gesamtbevölkerung gerechnet, hat es einen signifikanten Effekt.
Ralf Buckley, Griffith University
Besuche in der Natur erhöhen Wohlbefinden um 2,5 Prozent
Die statistischen Berechnungen der Forscher ergaben, dass das persönliche Wohlbefinden durch Besuche in der unberührten Natur um rund 2,5 Prozent angehoben werden könne. Buckley: „Man kann dabei nicht für jedes Individuum, das einen Park besucht, sagen, dass es sich danach besser fühlt. Man kann ja von Zecken gebissen werden und dann unzufrieden sein. Aber auf die Gesamtbevölkerung gerechnet, hat es einen signifikanten Effekt.“
Zwar könnten auch andere Faktoren eine Rolle beim Wohlbefinden spielen, die Stichprobe von fast 20.000 Menschen sei laut Buckley aber groß genug, um einen Zusammenhang zwischen Nationalparks und der mentalen Gesundheit der Bevölkerung herzuleiten.
Nationalparks sparen Billionen an Behandlungskosten
Gäbe es die positiven Effekte von Nationalparkbesuchen in Australien nicht, würden die durch die schlechtere Verfassung der Bevölkerung anfallenden Kosten jährlich 100 Milliarden US-Dollar (rund 90 Milliarden Euro) ausmachen. Auf die Welt hochgerechnet, spare die intakte Natur von Nationalparks sechs Billionen US-Dollar (5,4 Billionen Euro) an Behandlungskosten. Eine konservative Schätzung, wie die Autoren der im Fachmagazin „Nature Communications“ veröffentlichten Studie betonen.
Man erhält durch die gesunkenen Behandlungskosten tatsächlich eine sehr gute Rendite für so eine Investition.
Ralf Buckley, Griffith University
Buckley fasst zusammen: „Wenn es keine Parks gäbe und die Leute sie nicht besuchen könnten, dann wären die durch die schlechtere mentale Gesundheit für unsere Gesellschaft verursachten Kosten weit höher.“ Eine Erkenntnis, von der er hoffe, dass sie „beeinflusst, wie Regierungen Budgetzuweisungen für Parks handhaben. Man erhält durch die gesunkenen Behandlungskosten tatsächlich eine sehr gute Rendite für so eine Investition.“
Positive Effekte von Natur körperlich messbar
Während Buckley und seine Kollegen sich bei ihrer Untersuchung vor allem auf die mentale Gesundheit ihrer Probanden konzentriert haben, gibt es aus anderen Studien auch Evidenz, dass Aufenthalte in der freien Natur auch direkt körperlich messbare Vorteile haben.
Umweltpsychologen haben bereits 1991 in einer Studie im Journal of Environmental Psychology nachgewiesen, dass der bloße Anblick intakter Natur den Blutdruck und die Muskelspannung zu senken vermag. Für ihr Experiment zeigten sie den Probanden zuerst einen aufregenden Film, anschließend Szenen idyllischer Landschaften. In anderen Studien wurde nachgewiesen, dass Zugang zu unberührter Natur das Gedächtnis verbessern und Depressionen lindern sowie einen positiven Effekt auf die Gesamtgesundheit haben kann.
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