Die Postenschacher-Affäre rund um den ehemaligen FPÖ-Bezirksrat Peter Sidlo weitet sich immer mehr aus. Die Bestellung des 45-Jährigen zum Finanzvorstand der Casinos Austria AG soll - so der Vorwurf - auf einem Deal zwischen der FPÖ und dem Glücksspielkonzern Novomatic, der Anteile an dem staatsnahen Unternehmen besitzt, basieren. Am Sonntagabend veröffentlichte WhatsApp-Chat- und SMS-Protokolle sollen nicht nur die bisher lancierten Vorwürfe, sondern auch eine Involvierung des ehemaligen Regierungspartners ÖVP belegen.
Sidlo sprach nach Auftauchen von Teilen einer WhatsApp-Unterhaltung mit seinem Parteifreund Johann Gudenus von einer „Missinterpretation“. Doch die nun vom „Falter“ veröffentlichten Protokolle untermauern weniger einen wirtschaftlichen Deal, der dann doch nicht zustande gekommen ist, sondern eher die Postenschacher-Version. Die Textnachrichten zwischen Ex-FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache und Sidlo bzw. zwischen Strache und dem damaligen Finanzminister Hartwig Löger sollen belegen, wer wann über den Bestellungsprozess des FPÖ-Manns informiert wurde bzw. wie involviert war.
Strache dankt Löger für „deine Unterstützung“
„Lieber Hartwig! Herzlichen Dank für deine Unterstützung bezüglich CASAG! Lg HC“, schreibt etwa Strache an Löger. Dessen Antwort fällt knapp aus: ein Daumen-hoch-Symbol. In einem anderen Gespräch informiert Sidlo Strache über eine mögliche Kontaktaufnahme des Headhunters Egon Zehnder. Diesem solle der Ex-Parteiobmann erzählen, „wie toll ich bin“.
„Was soll ich ihm beruflich erzählen?“, fragt daraufhin Strache. Sidlo zählt daraufhin seine „Managementqualitäten“ auf: „Teamorientiert, werteorientiert, verbindlich, verlässlich, loyal, durch die Politik Menschenkenntnis und Verhandlungsgeschick, kann Teams führen (z.B. Klub im Bezirk). Sonst Finanzfachmann, den die Partei schon öfter für Budget- oder Finanzierungsthemen um Rat gefragt hat.“
Löger streitet Gegengeschäft ab
Löger schloss am Sonntagabend in der ORF-Sendung „Im Zentrum“ aus, dass es einen Deal zwischen der FPÖ und Novomatic bezüglich Casino-Lizenzen gegeben hatte. Einige Informationen habe er erst im Zuge seiner Hausdurchsuchung erstmals zu Gesicht bekommen, erklärte der ehemalige Minister. Zuvor hatte Löger gegenüber der „Krone“ den vorgeworfenen Postenschacher ausgeschlossen. Sidlo sei Vorschlag der Novomatic gewesen.
Als Vertreter der Republik wollte er für eine stabile sichere Zukunftsbasis der Casinos sorgen. Dafür seien entsprechende Abstimmungen in Gesprächen notwendig gewesen. „Darüber hinaus lagen mir keine Informationen vor, die seine (Sidlos, Anm.) Qualifikation infrage stellen“, so Löger. Er könne ausschließen, dass bei der Hausdurchsuchung bei ihm etwas Belastendes gefunden worden sei. Daher habe er auch keine Befürchtungen. „Da wurde in einer anonymen Anzeige aus Teilfakten und Halbwahrheiten eine große Geschichte konstruiert. Das Motiv dahinter wäre interessant“, meinte Löger.
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