Mord an Journalistin
Malta: Promi-Geschäftsmann auf Jacht verhaftet
Knalleffekt in Malta im Fall der im Oktober 2017 ermordeten regierungskritischen Journalistin Daphne Caruana Galizia: Ermittler nahmen Mittwochfrüh den prominenten maltesischen Geschäftsmann Yorgen Fenech auf seiner Jacht fest. Er soll laut maltesischen Medien im Zusammenhang mit dem Mord stehen. Die Polizei nannte keine Details, betonte aber, Fenech sei „jedenfalls eine Person von Interesse “.
Nach maltesischem Gesetz kann ein Verdächtiger bis zu 48 Stunden ohne offizielle Anschuldigung in Polizeigewahrsam gehalten werden. Ob Fenech in dem Fall offiziell beschuldigt ist, blieb vorerst unklar. Seine Anwälte ließen eine entsprechende Anfrage unbeantwortet.
Festnahme bei Versuch, Malta zu verlassen
Die Festnahme am Mittwoch um 5.30 Uhr vor der Küste Maltas bei Portomaso - offenbar bei einem Fluchtversuch - erfolgte nur einen Tag nach der Verhaftung eines Mittelsmannes, dem Premierminister Joseph Muscat Straffreiheit in Aussicht stellte, sollte er sich bereit erklären, mit der Justiz zusammenzuarbeiten und Informationen über den Auftraggeber des Mordes liefern.
Fenech ist der Chef und Mitbesitzer von Electrogas. Das Unternehmen hatte 2013 einen Vertrag über mehrere Millionen Euro vom maltesischen Staat bekommen, um ein neues Gaskraftwerk auf der Mittelmeerinsel zu bauen. Ermittler identifizierten ihn zudem als Besitzer der in Dubai ansässigen Offshore-Gesellschaft namens „17 Black“, über die Caruana Galizia vor ihrem Tod berichtet hatte. Der Journalistin zufolge stand die Firma in Beziehung zu maltesischen Politikern.
Journalistin in ihrem Auto in die Luft gesprengt
Caruana Galizia, eine regierungskritische Bloggerin, war am 16. Oktober 2017 im Alter von 53 Jahren in der Nähe ihres Hauses in Bidnija in ihrem Auto in die Luft gesprengt worden. Sie hatte unter anderem über Korruption bei Regierung und Geschäftsmännern auf Malta und deren Verwicklung in den Skandal um die „Panama-Papers“ recherchiert.
Drei Männer sollen die Tat ausgeführt haben
Drei Männer wurden festgenommen und angeklagt. Sie sollen den Sprengsatz, der den Körper der Frau zerfetzte, gebaut und gezündet haben. Über die Hintermänner war bisher nichts bekannt.
Kritik an schleppenden Ermittlungen
Vor wenigen Wochen hatte unter anderem der Europarat die schleppenden Ermittlungen kritisiert. Auf der Rangliste der Pressefreiheit liegt Malta auf Platz 77 von 180 Staaten. In den vergangenen zwei Jahren ist der kleine Staat um 32 Plätze gefallen. In der EU stehen nur Ungarn (87.) und Bulgarien (111.) schlechter da.
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