Nach Hundeattacken

„Keine Roboter, die ein Leben lang funktionieren“

Österreich
21.11.2019 19:00

„Ein trainierter Hund ist noch lange kein sicherer Hund“, meinte Hundepsychologe Bernhard Kainz am Donnerstagabend bei Katia Wagner im „Krone“-Studio. Diesmal drehte sich alles um den tragischen Todesfall eines Militärhundeführers und die möglichen Ursachen. Was fehlt in der Ausbildung von Militär- und Polizeihunden, wie kommuniziert man mit den Vierbeinern richtig - und braucht es Hunde beim Militär überhaupt noch? Die Antworten auf diese Fragen gibt es in der neuesten Ausgabe von „#brennpunkt“, zu sehen im Video oben.

„Es hat bis jetzt keinen einzigen Fall gegeben, wo ein Militärhundeführer auch nur verletzt wurde. Wir stehen derzeit vor einem Rätsel“, sagt Bundesheersprecher Michael Bauer. Kritik, nach der die Hunde eventuell nicht artgerecht gehalten wurden, weist Bauer zurück. Alle Militärhunde würden in den Familien des jeweiligen Militärhundeführers gehalten: „Die Voraussetzungen, die ein Hundeführer erfüllen muss, sind etwa, dass er einen Garten hat, um dem Hund auch nach dem Dienst genügend Auslauf zu bieten.“

Von links: Jochen Stadler, Ursula Aigner, Katia Wagner, Michael Bauer, Bernhard Kainz (Bild: zwefo)
Von links: Jochen Stadler, Ursula Aigner, Katia Wagner, Michael Bauer, Bernhard Kainz

Bauer: „Aggressive Hunde scheiden sofort aus“
In den Zwinger komme das Tier nur dann, wenn es der Militärhundeführer „aus irgendeinem Grund nicht mitnehmen kann“. Auch bei der Ausbildung in Kaisersteinbruch im Nordburgenland achte man genau darauf, ob sowohl Mensch als auch Tier für diese Aufgabe geeignet sind: „Aggressive Hunde würden hier sofort ausscheiden, der Hund muss sozialverträglich und teamfähig sein.“
Wie es mit den zwei Hunden in Wiener Neustadt weitergeht, kann Bauer noch nicht sagen. Man müsse zuerst die Untersuchungen des Amtstierarztes abwarten.

Michael Bauer, Sprecher des Bundesheeres (Bild: Zwefo)
Michael Bauer, Sprecher des Bundesheeres

Aigner: „Militärhunde sind anders zu führen“
Ursula Aigner ist Hundetrainerin und hat jahrelange Erfahrung mit den Vierbeinern. Bei der Zusammenarbeit mit Hunden sei vor allem wichtig, dass der Mensch die Körpersprache und das Ausdrucksverhalten des Tieres lesen kann. „Militärhunde sind jedenfalls anders zu führen als normale Familienhunde, weil sie ein anderes Verhalten, wie etwa das Angreifen von Menschen auf Kommando, antrainiert bekommen haben“, so die Expertin.

Ursula Aigner, Verhaltensbiologin und Hundetrainerin (Bild: zwefo)
Ursula Aigner, Verhaltensbiologin und Hundetrainerin

„Hunde sind außerdem keine Roboter. Man kann sie nicht programmieren und dann funktionieren sie ein Leben lang gleich“, so Aigner. Die Hundetrainerin stellt zudem infrage, ob es so etwas wie „Zugriffshunde“ überhaupt noch braucht.

„Hunde sind für Auslandseinsätze sehr wichtig“
Diese Frage stellt sich für Michael Bauer und das Bundesheer nicht: „Speziell bei Auslandseinsätzen in Kriegsgebieten sind diese Hunde mit ihrem Spürsinn sehr wichtig für uns und haben auch schon mehrere Leben dadurch gerettet.“

Kainz: „Es wird zu wenig auf Kommunikation mit dem Tier geachtet“
Auch der Hundepsychologe Bernhard Kainz kann sich die Ursache für die tödliche Hundeattacke nicht erklären. „Da gibt es theoretisch Hunderte von Möglichkeiten.“ Er beklagt, dass bei der Ausbildung von Hunden oft viel zu wenig auf die Kommunikation mit dem Tier geachtet wird: „Man muss unterscheiden zwischen konditionieren und kommunizieren. Es geht immer nur um Training und Dressur. Der Hund kann dann zwar ‚Sitz‘ und ‚Platz‘, aber lesen kann man ihn dadurch trotzdem nicht.“

Bernhard Kainz, Hundepsychologe (Bild: zwefo)
Bernhard Kainz, Hundepsychologe

Stadler: „Tragischer Arbeitsunfall eines Profis“
„Guter Hund, böser Hund“ lautet der Titel des Buchs von Jochen Stadler. Auch er hat sich in seinem Leben intensiv mit dem besten Freund des Menschen beschäftigt. Er sieht das Drama in der Flugfeld-Kaserne als „tragischen Arbeitsunfall eines Profis“. Er bezweifelt, dass der verstorbene Hundeführer die Tiere nicht richtig „lesen“ konnte: „Er hatte täglich mit den Hunden zu tun, irgendwas muss passiert sein, was nicht alltäglich ist.“

Jochen Stadler, Autor von „Guter Hund, böser Hund“ (Bild: zwefo)
Jochen Stadler, Autor von „Guter Hund, böser Hund“

Dass Hunde zu sehr konditioniert würden und daher „Deppen“ seien, bestreitet Stadler: „Dann wären wir Menschen genauso Deppen. Wenn mich meine Partnerin schief anschaut, dann bin ich darauf konditioniert, dass ich etwas falsch gemacht habe.“ Alle Lebewesen würden sich mit klassischer Konditionierung in der Natur zurechtfinden.

Moderatorin Katia Wagner (Bild: Zwefo)
Moderatorin Katia Wagner

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