Das Smartphone macht‘s möglich: Der Versand von Nacktfotos in einer Partnerschaft oder beim Flirten ist heute für viele Menschen nichts Unübliches mehr. Doch was als prickelndes Anbandeln beginnt, hat oft dramatische Folgen. Manch frivoles Foto aus einer Partnerschaft wird von einer der beteiligten Parteien nach Beziehungsende in soziale Medien hochgeladen, um Rache zu üben. Allein Facebook muss monatlich in einer halben Million solcher Fälle einschreiten, wurde jetzt bekannt.
Das geht aus einem Bericht des US-Fernsehsenders NBC hervor. Darin schildert Michaela Zehara (22), wie sie Opfer solcher Uploads wurde: Eines Tages habe sich ein Instagram-Profil mit ihrem eigenen Namen als Instagram-Follower eingestellt. Sie hatte gleich ein ungutes Gefühl. Wenig später wurde es bestätigt: Die Instagram-Seite füllte sich nach und nach mit pikanten Fotos, die sie ihrem einstigen Freund geschickt hatte.
Ich musste mich übergeben und fing an zu weinen. Für einen Moment hatte ich Selbstmordgedanken.
Michaela Zehara, Racheporno-Opfer
„Meine Vagina, Brüste, Hintern - alles!“ Zehara erlitt fast einen Nervenzusammenbruch, als sie die Seite erblickte, auf die sie von Dutzenden Freunden hingewiesen wurde. „Ich musste mich übergeben und fing an zu weinen. Für einen Moment hatte ich Selbstmordgedanken. Der Tod hörte sich lustiger an als das.“ Zehara und einige ihrer Freunde meldeten die Uploads bei Instagram - und binnen 20 Minuten waren die Fotos wieder gelöscht. Doch der Schaden war schon angerichtet.
„Ich habe keine Ahnung, wer Screenshots gemacht hat. Und er hat ja noch immer die Fotos, es könnte also wieder passieren. Das trage ich ständig mit mir herum“, klagt sie gegenüber NBC. Zehara ist allerdings nur eines von Zigtausenden Opfern solcher Uploads. Je mehr es sich unter jungen Menschen etabliert, beim Flirten oder in einer Beziehung per Handy Nacktfotos auszutauschen, desto häufiger landen die privaten Bilder im Netz.
Rachepornos sind eine Epidemie
Welche Ausmaße das Problem hat, zeigt sich in Zahlen. Facebook hat mittlerweile - zusätzlich zu seinen regulären Moderatoren - eine 25 Mann starke Truppe, die sich nur der Racheporno-Problematik widmet und versucht, sie mit Algorithmen schon beim Upload zu erkennen und schnellstmöglich zu löschen. Eine halbe Million Fälle werden Facebook mit seinen Zukäufen Instagram und WhatsApp laut NBC gemeldet - pro Monat!
Unkonventionelle Mittel gegen Rachepornos
Radha Plumb, Produktmanagerin bei Facebook: „Als wir hörten, wie schrecklich das Erlebnis ist, wenn Ihre privaten Fotos geteilt werden, motivierte das unser Produkt-Team, sich Gedanken darüber zu machen, was wir dagegen tun können - außer auf Meldungen zu reagieren.“
Manch eine Idee im Kampf gegen Rachepornos brachte Facebook allerdings selbst Kritik ein - etwa der 2017 erfolgte Aufruf, Nacktbilder vorsorglich selbst hochzuladen, damit Algorithmen den Upload der Bilder durch Dritte unterbinden können. Ein Versuch, den man nach einiger Zeit wieder abstellte: Mittlerweile hat man KI-Werkzeuge, die Rachepornos auch ohne vorherigen Upload des Materials erkennen sollen - etwa anhand des Begleittextes.
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