Umstrittene Auktion
Hitlers Zylinder: Großes Griss um Nazi-Gegenstände
Hitlers Zylinder und Eva Brauns Cocktailkleid: Eine Auktion von Gegenständen aus dem Besitz von ranghohen Nationalsozialisten hat am Mittwoch ein stärkeres Interesse geweckt als von den Organisatoren erwartet. Kritiker hätten die Versteigerung gerne verboten. Der Veranstalter wehrte sich und meinte, man wolle mit der Versteigerung keine „Kellernazis“ anlocken.
Eigentlich hätte die Versteigerung von 800 Objekten gegen 18 Uhr beendet sein sollen, doch zu diesem Zeitpunkt seien erst rund 500 Lose unter den Hammer gekommen, sagte Bernhard Pacher, Geschäftsführer von Hermann Historica in Grasbrunn, am Mittwoch. „Wir hatten noch nie zuvor so viele Kunden, die im Internet und im Saal mitbieten“, sagte er. Deshalb stellte er sich auf eine Verlängerung bis etwa Mitternacht ein.
„Mit einigen Dingen sollte man keinen Handel treiben“
Die Auktion hatte im Vorfeld großes Aufsehen erregt und Kritik ausgelöst. „Mit einigen Dingen sollte man einfach keinen Handel treiben“, schrieb Rabbi Menachem Margolin von der European Jewish Association in Brüssel in einem Brief an das Auktionshaus. Der Verband der Juden Europas forderte darin die Absage der Versteigerung. Auch in den Medien hatte es eine Debatte gegeben.
Pacher wehrte sich gegen die Vorwürfe. „Der mit Abstand größte Teil der Kunden, der bei uns einkauft, sind Museen, staatliche Sammlungen und private Sammler, die sich wirklich akribisch mit dem Thema auseinandersetzen“, sagte er. Auch am Abend der Versteigerung bekräftigte er: „Wir wollen keine Kellernazis hervorlocken.“ Soweit er das beurteilen könne, habe dies auch geklappt. Dennoch sei der Andrang deutlich größer gewesen als erwartet. Mehr als 500 Interessenten hätten online mitgeboten - fünfmal so viele wie sonst üblich. Im Saal mit Platz für 50 Menschen hätten Bieter stehen müssen.
Luxusausgabe von „Mein Kampf“ wechselt für 130.000 Euro Besitzer
Für die Einlieferer - private Sammler und Händler - sei das fantastisch, denn die Preise seien entsprechend höher, sagte Pacher. So zeigte sich der Auktionator überrascht, dass etwa eine Luxusausgabe von Adolf Hitlers „Mein Kampf“ für 130.000 Euro den Besitzer gewechselt habe - doppelt so viel wie ursprünglich veranschlagt. Auch ein Cocktailkleid von Hitlers Gefährtin Eva Braun ging mit 4600 Euro fast doppelt so teuer weg wie erwartet. Hitlers Faltzylinder hingegen entsprach mit 50.000 Euro etwa den Erwartungen der Veranstalter. Spitzenreiter am frühen Abend war ein Eichenlaub mit Schwertern und Brillanten zum Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes - eine Kriegsauszeichnung zum Umhängen, für 135.000 Euro.
Es ist nicht die erste Auktion dieser Art bei Hermann Historica. Das Münchner Auktionshaus ist seit mehreren Jahren wegen seiner Versteigerungen von Nazi-Gegenständen umstritten. 2016 etwa ging eine Uniformjacke von Hitler für 275.000 Euro an den Höchstbietenden.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.