Kurz vor Ibiza-Beben

Strache und Gudenus führten brisante Telefonate

Österreich
23.11.2019 13:03

Kurz bevor am 17. Mai 2019 Heinz-Christian Strache und Johann Gudenus das Ibiza-Video um die Ohren flog, führten der damalige FPÖ-Vizekanzler und der freiheitliche Klubobmann eine Reihe brisanter Telefonate. Das geht aus der Rufdatenrückerfassung der Soko Ibiza hervor, die dem Nachrichtenmagazin „profil“ vorliegt. Die beiden Politiker, die zwei Tage vor der Veröffentlichung des verhängnisvollen Videos von den Aufdeckern der „Süddeutschen Zeitung“ und des „Spiegel“ kontaktiert worden waren, griffen demnach anschließend sehr schnell zu ihren Handys. So soll etwa Strache nach nur einer halben Stunde bereits bei Investor René Benko angerufen haben. Strache wollte außerdem „heikle Unterlagen“ deponieren, wie ein Chat-Protokoll zeigt.

Über ihn hatte Strache auf Ibiza behauptet, „die ÖVP und uns“ zu zahlen. Benkos Signa-Gruppe bestätigte einen „telefonischen Kontakt, in welchem Herr Strache Befürchtungen zur Existenz eines ominösen Videos geäußert hat und dass eventuell missverständliche Äußerungen und haltlose Behauptungen in diesem Video aufgestellt werden. Herr Strache hat sämtliche dieser falschen und haltlosen Aussagen auch später öffentlich zurückgenommen und sich davon distanziert. Wir erachten diese Angelegenheit damit als erledigt.“

Die wichtigsten Passagen aus dem Ibiza-Video:

Strache-Anruf bei Kathrin Glock
Darüber hinaus hat Strache offenbar mit Kathrin Glock, der Ehefrau des Waffenindustriellen Gaston Glock, und einer weiteren der Firma Glock GmbH zuordenbaren Nummer telefoniert, die in der Finca auf Ibiza ebenfalls zur Sprache kommt. Alle im Video genannten Personen und Unternehmen haben stets betont, zu keinem Zeitpunkt Spenden an die FPÖ oder dieser nahestehende Vereine geleistet zu haben. Bis zur Veröffentlichung des Videos gab es laut „profil“ zudem mehrere Telefonate zwischen Strache und dem damaligen Bundeskanzler Sebastian Kurz.

Heinz-Christian Strache bei seinem Rücktritt als Vizekanzler (Bild: AFP)
Heinz-Christian Strache bei seinem Rücktritt als Vizekanzler

Strache wollte „heikle Unterlagen“ lagern
Das „profil“ veröffentlicht in seiner aktuellen Ausgabe auch ein Chatprotokoll vom 16. Mai, also einen Tag vor Veröffentlichung des Videos. Demzufolge fragte Strache den blauen Abgeordneten Harald Stefan, ob er „heikle Unterlagen“ in dessen Büro lagern könne. Wörtlich wollte Strache wissen: „Hast du einen Safe in deinem Büro, wo ich heikle Unterlagen lagern kann? Lg.“ Die Antwort lautete: „Ja. Habe einen privaten Safe. LG.“ Strache bat, einen „größeren Akt“ bringen zu dürfen. Stefan, im Zivilberuf Notar, bejahte und meinte, dass er diesen „gerne verwahren“ könne.

Am 24. Oktober verlangte die Staatsanwaltschaft schließlich die Öffnung des Tresors. Stefan kam dem nach. Die Ermittler fanden aber keinen Akt - weder in der Kanzlei noch in einem privaten Safe in der Wohnung des Abgeordneten. Stefan gab an, nach dem Chat nichts mehr dazu gehört und keine Unterlagen von Strache bekommen zu haben. Er wisse daher auch nicht, „um welche Unterlagen es sich dabei hätte handeln können“.

Auch Gudenus führte eifrig Telefonate
Auch der frühere freiheitliche Klubobmann Johann Gudenus soll vor der Veröffentlichung des Ibiza-Videos, hinter dem ein ganzer Geheimbund zu stecken scheint, eifrig telefoniert haben, wie ein Bericht der Soko Ibiza vom 8. August zeigt. „Hauptsächlich“ habe er Telefonnummern angerufen, die dem Freiheitlichen Bildungsinstitut zuzurechnen seien. Aber auch mit dem FPÖ-Abgeordneten Markus Tschank habe er mehrmals telefonisch konferiert.

Tschank war eine zentrale Figur im blauen Vereinsnetzwerk, das rund 1,5 Millionen Euro an Spenden, Sponsorings und Subventionszusagen sammelte. Im Ibiza-Video beschrieb Strache, wie über Vereinskonstruktionen Parteispenden am Rechnungshof vorbeigeschleust werden könnten.

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