„Könnte sterben“
Ärzte sehen Leben von Wikileaks-Gründer in Gefahr
Mehr als 60 Ärzte sehen das Leben des in Großbritannien inhaftierten Wikileaks-Gründers Julian Assange in Gefahr. In einem am Montag veröffentlichten Brief an die britische Innenministerin Priti Patel warnten sie, Assange benötige dringend physische und psychologische Hilfe. Dafür müsse er aus dem Hochsicherheitsgefängnis in Belmarsh südöstlich von London in eine Universitätsklinik verlegt werden.
Andernfalls bestünden „wirkliche Sorgen“, dass Assange „im Gefängnis sterben könnte“. „Die medizinische Lage ist dringend. Es gibt keine Zeit zu verlieren“, schrieben die Mediziner aus acht Staaten, darunter Deutschland. Bei ihrer Einschätzung stützten sie sich nach eigenen Angaben auf Augenzeugenberichte von Assanges Gerichtstermin am 21. Oktober sowie auf einen Bericht von UN-Berichterstatter Nils Melzer. Die Ärzte äußerten Zweifel daran, dass Assange fit genug ist für die anstehenden Anhörungen zur von den USA beantragen Auslieferung.
Bericht über Folter
Bereits Ende Mai äußerte UN-Sonderberichterstatter zur Folter, der Schweizer Nils Melzer, die Vermutung, dass Assange jahrelang psychischer Folter ausgeliefert wurde. Von dieser Behauptung tritt Melzer auch Monate später nicht zurück. In einem Bericht, der im November veröffentlicht wurde, kritisiert er, dass Großbritannien „trotz der medizinischen Dringlichkeit meiner Beschwerde und der Schwere der mutmaßlichen Verstöße“ nicht die notwendigen Maßnahmen ergriffen habe, schreibt Melzer. Dabei handle es sich um eine völlige Missachtung der Rechte von Julian Assange.
Trotz Kritik an den britischen Haftbedingungen bleiben die beiden Beobachter Beweise schuldig, dass Assange in der britischen Haft gefoltert wurde.
Ermittlungen wegen mutmaßlicher Vergewaltigung eingestellt
Seit April sitzt Assange in Großbritannien eine fast einjährige Haftstrafe wegen Verstoßes gegen Kautionsauflagen ab. Zuvor hatte er sich sieben Jahre lang in der ecuadorianischen Botschaft in London versteckt, um einer Auslieferung nach Schweden wegen der Vergewaltigungsvorwürfe zu entgehen. Die schwedische Justiz hatte vergangenen Dienstag die Ermittlungen gegen Assange wegen mutmaßlicher Vergewaltigung eingestellt.
In den USA ist der Wikileaks-Gründer wegen der Veröffentlichung geheimer Dokumente und Verstößen gegen das Anti-Spionage-Gesetz angeklagt. Derzeit läuft das Auslieferungsverfahren dazu in Großbritannien. Im Falle eines Schuldspruchs in allen Anklagepunkten in den USA droht ihm dort lebenslange Haft.
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