„Da wird mir schlecht“, kann Gertraud Höllbacher aus Krispl-Gaißau in der protestierenden Menge im Chiemseehof nur den Kopf schütteln. Sie kämpft seit Jahren, war selbst betroffen, als der Verbund noch die Ostvariante verfolgte und zeigt sich jetzt solidarisch.
An die 200 frustrierte Gegner fuhren am Montag mit rund 50 Traktoren vom Bahnhof Richtung Chiemseehof und konfrontierten Landeshauptmann Wilfried Haslauer mit ihrer harten Kritik. Junge Mütter mit Kinderwagen, Bauern, besorgte Gegner aus fast allen Gemeinden von Koppl bis Adnet oder Bruck. Auch die politische Opposition wie SP-Chef Walter Steidl und die blaue Frontfrau Marlene Svazek mischte sich unter die Demonstranten.
Landeshauptmann verwies auf Rechtsstaat
„Das Thema ist schwierig. Aber ihr schimpft den Falschen“, suchte der Landeshauptmann nach Worten, wirkte dabei ein wenig hölzern, so gar nicht volksnah. „Ein Frechheit“, polterten Gegner. Haslauer verwies mehrmals auf den Rechtsstaat. Selbst der Landeshauptmann könne nicht mit Daumen nach unten oder nach oben etwas bewegen. Eine Teilverkabelung sei auch von Gutachtern mehrfach geprüft worden.
Haslauer versprach Brief an Finanzminister
Die 380 kV-Gegner führten zahlreiche Argumente ins Treffen: Die Leitungsverluste seien bei der Stahlmasten doppelt so hoch, die Gefahren durch Klimakatastrophen ein Vielfaches. Ganz zu schweigen von den gesundheitlichen Risiken der Bewohner in unmittelbarer Nähe. „Du hast die Möglichkeit, beim Finanzminister anzuklopfen“, forderte Sprecher Theodor Seebacher von der IG-Erdkabel via Megafon den Landeshauptmann auf. Auch eine parlamentarische Prüfung wünschen sich die Gegner. Haslauer versprach einen Brief an den Minister: Man möge mit dem Bau noch zuwarten, solange Beschwerden anhängig sind.
Der Betreiber Austrian Power Grid (APG) lässt sich davon nicht bremsen: Die Zwangsbeglückung der Grundeigentümer mit Dienstbarkeiten ist auf den Gerichten voll im Gange. Für 100 von insgesamt 128 Kilometer Freileitungs-Länge gebe es aber schon privatrechtliche Übereinkünfte. Wolfgang Hafner macht Druck: „Wir können nicht mehr warten.“ Die Versorgungssicherheit stehe am Spiel.
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