Nach der Mordserie Ende 2018, die auch Anfang dieses Jahres ihre traurige Fortsetzung fand, beauftragte das Innenministerium eine sogenannte Screening-Gruppe, um insbesondere die geklärten Delikte mit weiblichen Opfern genau zu analysieren. Dabei kamen spannende Ergebnisse zutage: So handelt es sich bei den meisten Frauenmorden um Beziehungstaten, als Tatwaffe dienten am häufigsten Messer - und in nahezu der Hälfte aller Fälle wurde bereits vorher ein Betretungsverbot gegen den Täter ausgesprochen.
Eines gleich vorweg: Die geklärten Morde an Frauen wurden öfter von österreichischen als von fremden Tätern verübt. Dabei fällt zudem auf, dass Beziehungstaten an österreichischen Opfern zumeist von österreichischen Tätern verübt werden. Umgekehrt trifft dies bei ausländischen Staatsbürgern zu: Fremde Täter töten meist Frauen mit nicht-österreichischen Staatsbürgerschaft. Morde werden laut den Experten also zumeist „innerhalb derselben Community“ begangen.
Arbeitslosigkeit und Trennungen als häufigste Faktoren
Doch warum kommt es überhaupt zu den sogenannten Intimtaten? Laut der Studie konnten eindeutige Risikoindikatoren ermittelt werden. So ist der häufigste Faktor für eine Beziehungstat mit tödlichem Ausgang Arbeitslosigkeit bzw. Frühpensionierung (48 Prozent). Dicht gefolgt wird dieser Faktor von Trennungen oder dem Willen zur Trennung auf Initiative des Opfers (46 Prozent). Als weitere Faktoren nennt die Screening-Gruppe Alkohol- und Drogenmissbrauch und fortdauernde Konflikte. Je mehr dieser Faktoren zusammenspielen, desto höher ist das Risikopotenzial.
An dieser Stelle ist zudem hervorzuheben, dass bei 44 Prozent der untersuchten Frauenmorde in Intimbeziehungen bereits ein Betretungsverbot über den späteren Täter verhängt worden war. In 16 Prozent der Fälle passierte dies sogar mehrmals. Mehr als die Hälfte der Täter waren überdies bereits wegen Körperverletzungen oder ähnlichen Delikten polizeibekannt.
Als Mordwaffe diente im Übrigen in knapp zwei Dritteln der Fälle eine Stichwaffe. Am häufigsten griffen die Täter zu einem Küchenmesser. Als Grund hierfür sehen die Experten die relativ niedrige Hemmschwelle, ein Messer zu ziehen. Insbesondere bei Beziehungstaten gilt ein Messer zudem häufig als „Gelegenheitswaffe“.
Maßnahmen zur Prävention
In der Prävention von Beziehungstaten empfiehlt die Expertengruppe mehrere Maßnahmen: So soll an der Gefährdungserkennung gearbeitet werden. Die Schaffung eines Tools, womit Polizisten das Risiko potenzieller Täter leichter erkennen können, wird empfohlen. Des Weiteren sollten anlassbezogene Fallanalysen durchgeführt und eine zentrale Evaluierungsstelle für Tötungsdelikte geschaffen werden.
Zudem soll die Täterarbeit in den Fokus gerückt werden: Verpflichtendes therapeutisches Anti-Aggressions-Training sowie soziales Kompetenztraining sollen unter anderem künftig auf der Tagesordnung stehen. Denn: Täterarbeit ist Opferschutz.
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