Flucht nach vorne: Irena Markovic, jene Maklerin, die im Jänner 2017 den Kontakt zwischen Ex-FPÖ-Klubobmann Johann Gudenus und dem „Lockvogel“, der als russische Oligarchin auftretenden bisher unbekannten Frau, hergestellt haben soll, hat am Dienstagabend im Puls-24-Interview erstmals ausführlich über ihre Rolle in der Causa Ibiza gesprochen. Die Maklerin betonte dabei, „zu keinem Zeitpunkt die Vermittlerin einer Täuschung“ gewesen zu sein.
Seit Monaten wird spekuliert, dass Markovic den Kontakt zwischen dem Wiener Anwalt M., der als mutmaßlicher Drahtzieher des Ibiza-Videos gilt, und Gudenus hergestellt hat, und sie deswegen auch als Mittäterin infrage kommen könnte. Die Soko Ibiza führt sie allerdings nur als Zeugin und nicht als Verdächtige, wie sie selbst auch am Dienstagabend betonte.
Maklerin will „vielen Gerüchten entgegenwirken“
Mit ihrem Schritt an die Öffentlichkeit möchte Markovic jetzt den „vielen Gerüchten entgegenwirken, weil ich nichts zu verbergen habe“. Bei ihrem mit Spannung erwarteten TV-Auftritt (siehe auch Videos unten) am Dienstag stritt Markovic dann auch jegliche Mittäterschaft bei der Entstehung des Ibiza-Videos, das zwei Jahre später den größten Polit-Skandal der Zweiten Republik auslösen sollte, ab.
Video: Die Maklerin über die Gründe, an die Öffentlichkeit zu gehen
Die gebürtige Serbin, die auch als Partyorganisatorin in Wien bekannt ist, sprach nicht nur über ihre Beziehung zu Gudenus und dessen Ehefrau - sie galt als „gute Bekannte“ der Familie -, sondern schilderte auch die Kontaktaufnahme des Anwalts M. und ihre Treffen mit der vermeintlichen russischen Oligarchennichte. Demnach habe Markovic nichts von der Immobilie der Familie Gudenus gewusst, als sie 2017 von Anwalt M. diesbezüglich kontaktiert wurde. Dieser habe ihr damals mitgeteilt, dass es eine Interessentin für das Objekt gebe. Die Maklerin fragte daraufhin bei Gudenus nach - womit sie die ganze Causa erst so richtig in Gang setzen sollte.
Die Maklerin über die Umstände, wie sie vom Ibiza-Video erfuhr:
Oligarchin nach Besichtigungstermin „nie wieder getroffen“
„Für mich sah das ganz unbedenklich aus“, so Markovic über den Lockvogel. Die „sehr selbstbewusste“ Dame habe „hervorragend Englisch gesprochen“, die meiste Zeit aber Russisch, was sie, die Maklerin, aber nicht verstanden habe. Auch vom Verhalten her sei Markovic nichts Verdächtiges aufgefallen, wie sie sagt. Die vermeintliche Nichte eines russischen Oligarchen habe sie nach insgesamt drei Treffen - beim letzten Mal sah man einander demzufolge auf Gudenus‘ Grundstück in Niederösterreich - „nie wieder getroffen“, wie die Maklerin betonte. Die übrigens - wie sie jetzt verriet - für den Besichtigungstermin mit dem Lockvogel bei Gudenus damals einen Urlaub auf einem anderen Kontinent abgebrochen hat.
Markovic betonte jedenfalls, zwar beruflich eine Vermittlerin zu sein, aber „zu keinem Zeitpunkt die Vermittlerin einer Täuschung“ gewesen zu sein. Sie sei vielmehr benutzt worden, um den damaligen FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache und FPÖ-Klubobmann Gudenus in eine Falle zu locken, sieht sich Markovic selbst als Opfer der Ibiza-Causa.
Staatsanwaltschaft: „Wesentliche Ermittlungserfolge erzielt“
Während Markovic am Dienstag die Flucht nach vorne angetreten hat, vermeldete die Staatsanwaltschaft Wien, „bereits wesentliche Ermittlungserfolge erzielt“ zu haben. Ermittelt wird gegen sieben Beschuldigte, bislang gab es bereits 40 Vernehmungen, 15 Hausdurchsuchungen und 36 Kontenöffnungen, wie die Ermittler in einer Aussendung mitteilten.
Nach derzeitiger Verdachtslage sollen zumindest zwei Personen an Planung und Umsetzung der Ibiza-Aufnahmen beteiligt gewesen sein - aber keine kriminellen Organisationen oder ausländischen Geheimdienste, wie betont wurde.
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