Bücher im Netz

Google scannt Bestand der Nationalbibliothek

Web
15.06.2010 16:04
Die Österreichische Nationalbibliothek (ÖNB) arbeitet mit Google gemeinsam an der Digitalisierung des historischen Buchbestandes und will diesen im Zuge des Projekts "Austrian Books Online" im Netz zur Verfügung stellen. Google trägt dabei die gesamten Digitalisierungskosten, die pro Buch zwischen 50 und 100 Euro betragen.

Nicht nur für die Bibliothek sei die künftige Zusammenarbeit "ein Meilenstein", sagte ÖNB-Generaldirektorin Johanna Rachinger am Dienstag bei einer Pressekonferenz: "Es handelt sich um die bisher größte Public-Private-Partnership in der österreichischen Kulturlandschaft, auch europäisch gibt es nur wenige Kooperationen dieser Größenordnung." Mit eigenen Mitteln wäre das Projekt nicht zu bewältigen, schilderte Rachinger. 

Gescannt werden die Bücher in Bayern, was "mit dem Denkmalamt abgeklärt" sei, so Rachinger. 400.000 Bände aus der Zeit zwischen dem 16. und dem 19. Jahrhundert (mit Ausnahme jener Bücher, bei denen konservatorische Bedenken dagegen sprechen) sollen dabei im Volltext erfasst werden - rund 120 Millionen Buchseiten sind danach online und kostenlos abrufbar. "Anders gesagt: Wir ersparen den österreichischen Steuerzahlern 30 Millionen Euro", rechnete die ÖNB-Chefin vor. Die Vorarbeiten starten sofort, ab dem kommenden Jahr wird digitalisiert, das Projekt ist auf sechs Jahre anberaumt.

"Befinden uns in guter Gesellschaft"
Google hat derzeit rund zwei Millionen Werke über Verlagspartnerschaften und mehr als zehn Millionen Werke aus über 40 Bibliotheken wie jenen von Harvard, Stanford und Oxford, der Bayerischen Staatsbibliothek oder den Nationalbibliotheken von Rom und Florenz abrufbar. "Wir befinden uns in bester Gesellschaft", sagte Rachinger, die darauf verwies, dass damit auch "für den Katastrophenfall" gesichert sei, dass zumindest die digitalisierten Ausgaben verfügbar blieben.

"Ich bin überzeugt davon, dass damit auch neues Wissen generiert wird", verwies die Generaldirektorin auf die Tatsache, dass künftig nicht nur Online-Kataloge, sondern auch Suche in digitalisierten Inhaltsverzeichnissen, Personenregistern und in Volltexten möglich sein werde. "Man kann davon ausgehen, dass es zu interessanten Entdeckungen und Neubewertungen kommen wird", zeigte sich auch ÖNB-Projektleiter Max Kaiser zuversichtlich, der durch das systematische Durchkämmen der Bestände auch "mit einigen Überraschungen und Entdeckungen in unseren Magazinen" rechnet: "Wir werden buchstäblich Regal um Regal unserer Bestände digitalisieren, einschließlich der Werke im Prunksaal."

Ausschließlich urheberrechtsfreie Werke erfasst
Google habe "kein Monopol" auf die Nutzung der digitalisierten Bestände, versicherte Rachinger. Die über die Online-Suche der ÖNB einsteigenden Nutzer würden keineswegs automatisch auf Google Books weitergeleitet. Die Kooperation sei auch kein Präjudiz für eine eventuelle spätere Kooperation etwa im umstrittenen Bereich der Digitalisierung urheberrechtlich geschützter Werke. "Es sind ausschließlich urheberrechtsfreie Werke, und dabei werden wir auch bleiben!"

Karl Pall, Country Manager von Google Austria, zeigte sich "mit Stolz erfüllt" und "sehr froh, dass es uns gelungen ist, die Nationalbibliothek in unser Portfolio aufzunehmen". "Ich kann mich noch erinnern, wie live berichtet wurde, dass die Hofburg brennt - es war schrecklich!" Google Books werde nicht kommerzialisiert und mit Werbe-Bannern versehen. Immerhin räumte Annabella Weisl, Leiterin von Google Bücher Deutschland, Österreich und Schweiz ein, dass auch Google profitiere, "weil die Internetnutzer diese Informationen bei uns suchen, unsere Dienste verwenden - und dann hoffentlich bei ihrer nächsten Suche wieder kommen".

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